6 | BAD AACHEN 02/23 mit Prinzenverabschiedung Beginn: 19.00 Uhr im Theater Aachen Tickets unter: info@akv.de Wir danken unseren Sponsoren: Rechtsanwälte 21. februar 2023 theaterball © Andreas Steindl Dienstag AKV Theaterball 2023_RZneu.indd 1 23.01.23 15:42 KULTUR Barockoper mit Biss Lange Zeit war „L’Orontea“, das Dramma musicale von Antonio Cesti, von den Bühnen der Welt verschwunden. Im Theater Aachen bringt Regisseur Ludger Engels es jetzt mit Tempo und Tiefgang zur Aufführung. Von Sabine Rother Sie ist eine Königin, und sie behauptet, dass sie die Liebe nicht braucht, dass sie alle Energie für ihre Regentschaft reserviert, sich niemals ablenken lässt: Die Ausgangssituation für eine Oper mit Herz, Schmerz, Turbulenzen und sehr komplizierten Liebesverwicklungen, wie man sie sich nur wünschen kann – zumal man im 17. Jahrhundert (nicht nur in Bühnenangelegenheiten) strenge Askese gern gegen bunte Opulenz eintauschte. Die Oper L’Orontea des italienischen Komponisten Antonio Cesti (1623–1669), die im Februar 1656 ihre Uraufführung in Innsbruck hatte, ist so ein Beispiel. Für die Bühne des Aachener Theaters inszeniert Ludger Engels (Foto) das Werk (Premiere am Sonntag, 5. Februar), das nach einem rasanten Erfolg für Jahrhunderte in Vergessenheit geriet, sogar die Originalpartitur ist verschollen. Allein was jetzt nach Forschungen der Cambridge University aus Abschriften und anderen Quellen rekonstruiert wurde, begeistert. „Es ist einfach großartig, wie ein heutiges Drehbuch mit vielen raffinierten Wendungen und Anspielungen, mit Tempo und Biss“, versichert der Regisseur begeistert. L’Orontea ist die dritte Inszenierung von Ludger Engels im Rahmen des vom Land NRW geförderten Projektes Akzent Barock! am Theater Aachen. Nach Georg Friedrich Händels Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno (1707) und La Calisto (1651) von Francesco Cavalli endet in dieser Spielzeit die dreijährige Förderung. „Es wäre schade, wenn man da nicht weiterhin aktiv sein könnte“, bedauert Ludger Engels. „Inzwischen verfügen zahlreiche Musikerinnen und Musiker über besondere Fähigkeiten im Umgang mit dieser Musik und spielen Originalinstrumente, auch die Mitglieder des Opernensembles haben sich auf neue Techniken eingelassen“, betont er. Ludger Engels blickt hinter die Dinge, analysiert die Charaktere mithilfe eines raffinierten Librettos, das Giacinto Maria Cicognini und Giovanni Filippo Apolloni im durchaus modernen Stil einer Telenovela verfasst haben. Die Handlungsstränge sind vielfältig, die Emotionen kochen hoch, und immer wieder gibt es etwas zu lachen. „Cesti und seine Librettisten haben, wie man so sagt, dem Volk aufs Maul geschaut, da gibt es viele umgangssprachliche Elemente“, betont der Regisseur. Auch im musikalischen Bereich tauchen Zitate auf, Rhythmen etwa, die aus der Volksmusik bekannt sind. In seiner Inszenierung hat er ein wichtiges Prinzip: Alles so zu lassen, wie es die Schöpfer von L’Orontea vorgesehen haben. Selbst das Chaos. Mit kleinem Barockorchester werden Sängerinnen und Sänger zeitgemäß begleitet. Liebe? Kommt nicht infrage! Die Geschichte ist reizvoll: Orontea, Königin von Ägypten, soll sich einen Gatten suchen, denn das Königreich braucht einen Erben. Auf so eine Ehe hat sie keine Lust. Liebe? Kommt nicht infrage! Lenkt nur ab. Als dann ein flotter junger Mann auftaucht, ändert sie ihre Meinung blitzschnell. Alidoro wurde bei einem Attentat verletzt und kommt an den Hof, weil er Hilfe braucht. Er sagt, er sei Maler – noch besser und romantischer – der Sohn eines Piraten. In Wirklichkeit ist er ein phönizischer Prinz, den man ausschalten wollte. In rasanter Geschwindigkeit verlieben sich alle Frauen am Hof in diesen Alidoro, der das in vollen Zügen genießt und nutzt. „Es sind nicht mehr die steifen Rollen, sondern Persönlichkeiten, die eine Entwicklung erfahren“, sagt Engels. „Die Königin verändert sich, spürt Liebe und Sehnsucht, aber sie hält diese intensiven Gefühle fast nicht aus, sie kann damit ja noch nicht umgehen.“ Alle, die sich verlieben, projizieren ihre Wünsche und Träume auf Alidoro. Und so dreht sich am Hof das große Karussell der Liebenden, Verzweifelten und Hoffenden. Die Oper spielt mit allem, was, wie Ludger Engels betont, die Menschen im Publikum gut kennen. Nicht nur den sich wirbelnd findenden und sich trennenden Paaren gilt seine Aufmerksamkeit. Da sind auch noch Gestalten im Schatten wie die des Dieners Gelone. Foto: Adrian Moser
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