06/23 BAD AACHEN | 19 sitzende des Verbandes, hat der Kuratorin zahlreiche Kontakte vermittelt. Carmen Roebers: „Tatsächlich ist die Idee zur Ausstellung auf der Achterbahn entstanden. Ich bin ein Kirmesfan und so kam mir das Thema Öcher Bend in den Sinn“. Dabei fiel es ihr nicht leicht, die zahlreichen Aspekte zu sortieren und zu gewichten. „Kirmes ist ein Fass ohne Boden“, meint sie. „Wir können nur Schlaglichter setzen“. Exponate zum Anfassen und Hineinsetzen Was erwartet den musealen Kirmesbesucher? Carmen Roebers gerät ins Schwärmen: „Wir bekommen von Schausteller Hubert Markmann einen Autoscooter für das Foyer. Außerdem zeigen wir eine Kirmesorgel aus dem LVR-Museum in Kommern. Das Kassenhäuschen der Familie Horbach war sogar auf dem Bend im Einsatz“. Schausteller Hans Bert Cremer habe „richtig tolles Bildmaterial“ zur Verfügung gestellt. Außerdem gibt es ein Liebesbarometer im Hau den Lukas-Stil von der Schaustellerfamilie Koken. Der Nachbau eines Wohnwagens soll das Leben der Kirmesleute erlebbar machen. Die Ausstellung zeigt Fahrgeschäfte als Modelle und geht ihrer Entstehungsgeschichte nach: Die Ursprünge von Kinderkarussells sind in Trainingsgeräten für Ritterkämpfe zu finden. Ein Karussellpferd, eine Chaise einer Geisterbahn, ein Miniaturauto von 1956, Schiffsschaukel, Blechspielzeug, Fahrchips: Es gibt viel zu entdecken. „Schaubuden wurden mit zunehmender Technisierung von den Fahrgeschäften abgelöst“, erklärt Roebers. „Die Leute durften etwas ausprobieren, was sie sich im Alltag nicht leisten konnten“. Der Jahrmarkt war auch Informationsquelle: Moritatensänger verkündeten Neuigkeiten, man lernte exotische Speisen kennen, sah Kinematografen oder Menschen mit Abnormitäten. Schausteller und Künstler kommen in Interviews zu Wort, darunter der ehemalige Pariser Straßenkünstler Gilbert, der seit 40 Jahren in der Region lebt und als Gaukler und Pantomime auftritt. Themen wie Schaustellerleben, moderne Fahrgeschäfte und ein Blick in die Zukunft runden die Schau ab. „Es gibt Leute, die sich bewusst den Beruf aussuchen. Die meisten jedoch werden in das Gewerbe hineingeboren“, sagt Roebers. „Wir schließen mit Geschichten und Erinnerungen von Besuchern und dem Bend als Vergnügungsort des Sich-Kennenlernens, des Turtelns und Schäkerns.“ Mit dem Schaustellerseelsorger Pfarrer Sascha Ellinghaus kommt wieder der religiöse Aspekt zum Tragen. Carmen Roebers weiß: „Bis heute werden Kinder auf der Kirmes getauft, es wird geheiratet und Fahrgeschäfte werden eingesegnet“. Im August dürfen die Museumsbesucher mit dem dann neu erworbenen Wissen den Öcher Sommerbend erkunden. Sie werden ihn sicher mit anderen Augen sehen! STADTHISTORIE HIER GEHT ES RUND! Die von Carmen Roebers kuratierte Ausstellung Der Bend ist auf! Jahrmärkte in Geschichte und Gegenwart ist mit 300 Exponaten vom 3. Juni bis zum 20. August 2023 im Centre Charlemagne am Katschhof zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. www.centre-charlemagne.eu Foto: Stadt Aachen/Peter Hinschläger
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