kuechen-kochs.de PEACH FUZZ – DIE FARBE DES JAHRES 2024 Bringe mit uns Farbe in Deine Küche und wähle Deine persönliche Lieblingsnuance. Setze ein Style-Statement – in allen RAL oder NCS Tönen. 05/24 BAD AACHEN | 27 Wenn man die zarte junge Delphine Gay betrachtet, wie sie in Nachschlagewerken des Historienmalers Louis Hersenet (1777–1860) gezeigt wird, findet man im nachdenklich leicht nach oben gerichteten Blick den Anflug eines ironischen Lächelns. Nach der Mode frisiert, hübsch im weißen Seidenkleid mit hellblauer Stola, ist sie eine Persönlichkeit, der man die Klugheit ansieht. Die Heirat mit Émile de Girardin 1831, der 1836 Gründer der Wochenzeitung La Presse war, bot ihr Möglichkeiten, Berichte zu schreiben, die unter dem Pseudonym Vicomte de Launay erschienen. Fleißig schrieb Delphine Gay Romane, insgesamt sieben Theaterstücke und pflegte den literarischen Salon. Da es sich zu ihrer Zeit nicht gehörte, dass Frauen veröffentlichen, lieh ihr ihr Ehemann de Girardin seinen Namen. „Aber die Leute wussten doch, wer das wirklich geschrieben hat“, erläutert der Dramaturg. „Es gibt Leserbriefe, die zwar an das Pseudonym adressiert sind, aber die Adresse von Delphine tragen.“ Und nun Lady Tartuffe: Das Stück in der Ursprungsform hatte erst 1853 in Paris seine Premiere. Spätere Bewertungen waren nicht gerade euphorisch. Die Anbindung an Molière ist kein Zufall: Auch bei Lady Tartuffe geht es um Heuchelei und Intrigen, um Doppeldeutiges und um miese Spielchen. Hier beginnt die Entwicklung zum eigenen Stück, das vom Autoren- und Regieduo geschrieben wird. Bei ihnen ist Delphine Gay persönlich mittendrin im gesellschaftlichen Treiben, das sie KULTUR BOULEVARDESK: DISKURS-KOMÖDIE Das Schauspiel Lady Tartuffe von Nele Stuhler und Jan Koslowski nach Delphine Gay feiert als Uraufführung seine Premiere am Samstag, 25. Mai, um 19.30 Uhr im Theater Aachen. Die Theaterkasse ist Di. bis Fr. von 11 bis 18 Uhr und Sa. von 10 bis 14 Uhr geöffnet, Telefon: 02 41/47 84-244. www.theateraachen.de Foto: Louis Hersent beobachtet und kommentiert. Ein Stück im Stück entwickelt sich, eine Analyse, wie es gelingt, intrigante Fäden zu spinnen. Es gibt Verwechslungen, Scheinheilige und mehr. „Wir ermitteln, was im 19. Jahrhundert prägend und markant war“, sagt Jan Koslowski. Und das war nicht nur Napoleon, das waren beispielsweise kuriose Benimmregeln und eigentümliche Tischrituale, über die man heute lächelt. Es gab sogar Begriffe, die der noble Stand erfand, damit sie die einfachen Leute nicht verstanden. Als Tarnung hat Delphine Gay immer wieder männertypische Textelemente eingefügt, Dialoge etwa, in denen man sich abfällig über Frauen äußerte. Parallel zu den Proben läuft intensive Autorenarbeit, werden viele neue Aspekte durch Gespräche im Ensemble entdeckt. Jan Koslowski und Nele Stuhler sind ein eingeschworenes Team, arbeiten seit 2007 zusammen als ent-hierarchisiertes Theaterkollektiv. „Wir haben uns im Jugendtheater der Berliner Volksbühne kennengelernt“, erzählt Nele Stuhler. Beide erarbeiten sie bundesweit Themen, über die (angeblich) schon alles gesagt wurde. In Aachen schreiben und inszenieren sie zum ersten Mal.
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