BAD AACHEN 08-2024

16 | BAD AACHEN 08/24 KULTUR Mit Witz & Dramatik Zum 75-jährigen Bestehen des Grenzlandtheaters unterhält ein vielschichtiger Spielplan mit allerlei Überraschungen. BAD AACHEN gibt einen Überblick über die Premieren. Von Sabine Rother Eine Premiere, die nicht in der Aachener ElisenGalerie, sondern in Monschau stattfindet, ein ehemaliger Intendant, der Regie führt, und gleich zwei musikalische Produktionen: Zum Jubiläum 75 Jahre Grenzlandtheater haben sich Intendant Ingmar Otto und die kaufmännische Geschäftsführerin und Dramaturgin Anja Junski allerhand einfallen lassen, was sie in der nun beginnenden Spielzeit 2024/2025 mit Elan umsetzen. „Wir freuen uns, dass Manfred Langner, der lange dieses Haus geleitet hat, nun bei uns eine Regie übernimmt“, betont Ingmar Otto. Er setzt Ödön von Horváths Schauspiel Glaube Liebe Hoffnung in Szene, das am 8. März 2025 seine Premiere feiert – eine junge Frau kämpft um ihr Dasein und will bereits zu Lebzeiten ihren Körper dem Anatomischen Institut verkaufen. Erstmals ein Familienstück Nachdenklichkeit und Unterhaltung, skurriler Witz und lebensnahe Dramatik sind in unterschiedlicher Ausprägung Kernelemente der Stücke, die man am Grenzlandtheater nun erwarten darf. Zum ersten Mal gibt es ein Familienstück, in dem Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren Antoine de Saint-Exupérys Werk Der kleine Prinz erleben können (Premiere: 7. Dezember) – eine Parabel über Liebe, Verantwortung, Freundschaft und den Sinn des Lebens. Vertraute Klänge und eine noch immer bewegende Geschichte gibt es zum Spielzeitstart ab dem 16. August: Die Comedian Harmonists, ein Schauspiel mit Musik von Franz Wittenbrink und Gottfried Greiffenhagen, haben mehr dabei als Mein kleiner grüner Kaktus. Erzählt wird vom Entstehen des weltberühmten Sextetts, überschattet vom Rassenwahn der Nationalsozialisten. Viele Gedankenexperimente Gesellschaftliche Themen sorgen im Grenzlandtheater für Gesprächsstoff: so etwa Du bist meine Mutter von Joop Admiral. Ein Sohn kümmert sich aufopfernd um seine zunehmend demente Mutter. Ein schleichender Wechsel vollzieht sich, die Mutter wird zum Kind, aber wo bleibt da der Sohn? Die Premiere (8. September) findet im Gymnasium St. Michael Monschau statt. Von dort aus wandert das Stück durch die Region. Am 2. November kommt es in Aachen an. Heiße Eisen? Das Leitungsteam meidet sie nicht, im Gegenteil. Bilder von uns, ein Schauspiel von Thomas Melle (ab 27. September), thematisiert sexuellen Missbrauch in Kirchenkreisen: Drei einstige Schüler eines Jesuitenkollegs blicken zurück auf eine Zeit, die ihr Erwachsenenleben schmerzlich prägt. „Wir haben uns professionell beraten lassen, denn die Thematik bewegt die Gemüter“, versichert Ingmar Otto. Doch: „Diesem Thema darf man nicht ausweichen.“ Theater braucht Biss, besonders dann, wenn es in der Familie gemütlich werden soll: zu Weihnachten, ein Fest, das nicht selten Konflikte zutage treten lässt. Alle unter einer Tanne versammelt Anja Junski mit der Komödie von Lo Malinke (ab 23. November). Für einen Perspektivwechsel sorgt Istanbul: Ein Sezen Aksu-Liederabend von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akin E. Sipal (ab 11. Januar 2025). Im Stück geht es nicht nur um Sezen Aksu, Begründerin des türkischen Pop, sondern um ein Gedankenexperiment: das Gastarbeiterschicksal einer deutschen Familie in der Türkei – statt der üblichen türkischen Familie in Deutschland. Ihre Leidenschaft für Thriller setzt Anja Junski bei ihrer zweiten Regiearbeit um: Waisen ist ein Stück von Dennis Kelly (ab 30. April), in dem Blut fließt, es aber auch um Schuld, Verantwortung und Zivilcourage geht. Nein zum Geld, die Komödie von Flavia Coste, verkündet ab dem 13. Juni Ungeheuerliches: Lottogewinner Richard will seinen millionenschweren Jackpot nicht abholen und erntet einen Sturm der Entrüstung. Die Jagd auf sein Glückslos, Menschen, die ihre Gier offen zeigen, Streit mit Freunden sowie Familie und Richard mittendrin. Eine rabenschwarze Komödie und sicher ein gutes Thema für die danach anstehende Theater-Pause. Eine würdige Spielzeit zum 75. Jubiläum dieses besonderen Theaters. Fotos: Veranstalter PREMIEREN AUF EINEN BLICK Die Comedian Harmonists, Schauspiel mit Musik von Franz Wittenbrink und Gottfried Greifenhagen, ab 16. August Du bist meine Mutter, Schauspiel von Joop Admiraal, ab 8. September im St.-Michael-Gymnasium Monschau, ab 2. November im Grenzlandtheater Aachen Bilder von uns, Schauspiel von Thomas Melle, ab 27. September Alle unter einer Tanne, Komödie von Lo Malinke, ab 23. November Der kleine Prinz, Familienstück nach Antoine de Saint-Exupéry, ab 7. Dezember Istanbul, Sezen Aksu-Liederabend von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akin E. Sipal, ab 11. Januar 2025 Glaube Liebe Hoffnung, Schauspiel von Ödön von Horváth, ab 8. März 2025 Waisen, Thriller von Dennis Kelly, ab 30. April 2025 Nein zum Geld, Komödie von Flavia Coste, ab 13. Juni 2025 Weitere Details zu den Stücken sind auf der Homepage des Grenzlandtheaters zu finden. Dort lassen sich auch Tickets erwerben. Zudem sind Karten und Abos an der Theaterkasse (Telefon: 0241/4746-111) sowie an verschiedenen Vorverkaufsstellen erhältlich. www.grenzlandtheater.de

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