BAD AACHEN 10-2024

Welt thematisiert. Bei der Ausstattung dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf opulente, farbenfrohe und faszinierende Bilder freuen. Machthunger und der Kampf ums Wasser Mit dem Colectivo Yama aus Ecuador, zu dem Carlina Derks Bustamente und Natalia Ortiz gehören, sind die Aachener Dramaturginnen Kerstin Grübmeyer (Schauspiel) und Isabelle Becker (Oper) seit gut zwei Jahren im Dauerkontakt, um die heutige Botschaft in Bilder und Klänge umzusetzen und den sozio-geschichtlichen Zusammenhang klarzumachen. „Die Komposition Purcells haben wir bewahrt, die Geschichte ist völlig neu geschrieben“, erklärt Kerstin Grübmeyer. Obwohl – das muss man differenzieren: Denn die prachtvollen Arien, die in der Barockkomposition wichtig sind, hat man erhalten und sie auf den neuen Inhalt ausgerichtet. Wo etwa eine grausame Königin in The Indian Queen bejubelt wird, ist es in The Indian Queens eine mit Reichtum lockende Minenbesitzerin, die keine Hemmungen hat, das Land auszubeuten. „Es geht uns um die Erkenntnis, wie schlimm sich der räuberische Abbau der Bodenschätze auf die Menschen und das Klima auswirkt“, betont Natalia Ortiz vom Colectivo Yama. Stichwort Wasser: Hier ist man weltweit um die Ressourcen besorgt, wirkt sich der gewissenlose Wasserverbrauch längst global aus, was man an den kahlen Höhen der Anden sehen kann. Symbole Ecuadors „Es gibt in dieser Oper daher eine Gestalt, eine Rolle, die das Wasser repräsentiert“, berichtet Kerstin Grübmeyer. The Indian Queens schildert damit die tiefe mystische Verbundenheit der Menschen mit Mother Earth, der Mutter Erde. Die Natur des Landes mit Pflanzen und Tieren ist in Gefahr. Purcell wusste davon nicht viel, wobei der Umgang mit allegorischen Figuren in Barockopern gebräuchlich war. Sein Werk war ein für seine Zeit typisches, das sich einer exotischen Kulisse bediente – ahistorisch und ahnungslos über das tatsächliche Lateinamerika und dessen Kultur. So sind die Hauptfiguren der Aachener Produktion die Jaguar-Frau und die Bären-Frau, die archaische Symbole Ecuadors repräsentieren. Beide ringen sie um die Rettung des Landes – haben allerdings nichts mehr mit den pompösen Vorgängen im ursprünglichen Stück zu tun. Die Spielhandlung der anstehenden Produktion hat sich nach und 20 | BAD AACHEN 10/24 Damit bedienten wir bereits über eine Million Kunden. Persönlich und basierend auf fachlicher Expertise. Immer in Ihrer Nähe, immer zuverlässig. Schauen Sie unter goldwechselhaus.de/wertvolleexperten WIR KAUFEN UND VERKAUFEN GOLD UND SILBER KULTUR The Indian Queens Im Theater Aachen verbinden sich jetzt Purcells Musik mit einem neuen Text, traditionelle Musik der Anden mit barocken Klängen und dokumentarischem Filmmaterial sowie Oper mit Schauspiel. Von Sabine Rother Die Geschichte von The Indian Queen ist gar nicht mehr so kompliziert, wenn man sie einmal durchschaut hat: eine SemiOper (Sprache und Gesang) von Barockkomponist Henry Purcell nach einem heroischen Schauspiel von John Dryden und Robert Howard, uraufgeführt 1695 im Theatre Royal Drury Lane in London, in der es im Original um Liebe, Rache und den Machthunger einer Königin der Azteken geht. Die postkoloniale Lesart eines engagierten Teams von Theatermacherinnen und -machern aus Deutschland und Ecuador nimmt sich Purcells Werk, das angefüllt ist mit exotistischen Bildern von Azteken und Mayas, an und verwandelt es in eine Oper mit einer ganz neuen Botschaft, was ein einziger Buchstabe signalisiert: Durch das s wird The Indian Queen in das bedeutungsvolle The Indian Queens verwandelt. Es geht um indigenen Widerstand, um „koloniale und neoliberale Ausbeutung von Mensch und Natur“, wie das Theater selbst es formuliert. Die Unterdrückung der Frauen, die Großes geleistet haben und noch leisten – als Juristinnen und sogar als politische Aktivistinnen – ist tragendes Element der Story. Zugleich werden Klimawandel und drohende Wassernot auf der ganzen Carlina Derks Bustamente Natalia Ortiz

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=