4 | BAD AACHEN 10/24 STÄDTEREGION AACHEN BAD AACHEN: Sogar Politikerinnen und Politiker aus dem Städteregionstag behaupten, dass nur wenige Menschen die StädteRegion kennen. Stehen Sie an der Spitze eines nahezu unbekannten Gebildes? Dr. Tim Grüttemeier: Ich stehe an der Spitze einer modernen Verwaltung, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich eine Vielzahl von Dienstleistungen für die Menschen unserer Region erbringen. Unbekannt? Das sehe ich nicht so. Ich selber merke bei vielen Terminen vor Ort, dass die Menschen mittlerweile die StädteRegion kennen. Natürlich nicht mit sämtlichen Aufgaben. Doch das finde ich auch gar nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass wir als StädteRegion effektive und gute Arbeit für die Menschen leisten. Besonders in der Corona-Pandemie sind bei uns die Fäden zusammengelaufen. Hunderttausende Menschen wurden etwa in unseren Impfzentren geimpft. Auch nach der Flutkatastrophe waren wir für die Menschen da – wir haben vor Ort in Stolberg und Eschweiler unbürokratisch gehandelt, um denen, die alles verloren hatten, zu helfen. Aber wir können nicht nur Krise: Vor einigen Wochen sind zum Sommerfest der StädteRegion Aachen über 10000 Menschen in die Soers gekommen. Ich denke, dort haben wir eine gute Visitenkarte abgegeben. BAD AACHEN: Die StädteRegion wird 15 Jahre jung. Was ist heute besser als vor 15 Jahren? Grüttemeier: Es läuft runder und selbstverständlicher. Da musste sich sicherlich manches finden und einschleifen. Das halte ich für normal, aber gerade in den sogenannten Fusionsämtern, also dort, wo wir Aufgaben zusammengeführt haben, sind wir leistungsfähiger und effektiver geworden. Ich habe eben schon auf die CoronaPandemie zurückgeblickt: Diese krisenhafte Situation mit zwei Gesundheitsämtern zu bewältigen, mag ich mir kaum vorstellen. Wir sind aber auch in der Lebenswirklichkeit unzähliger Menschen angekommen: 53000 Kinder in Kitas und Schulen der StädteRegion haben von der Bildungszugabe profitiert, Jahr für Jahr leistet unsere Wohnraumförderung einen wirksamen Beitrag, um bezahlbaren Wohnraum zu fördern – zuletzt 111 Millionen in 2023 (!), was landesweit ein Spitzenwert ist. Ein weiterer Erfolg ist zum Beispiel der Zusammenschluss der Energie- und Wasserversorger STAWAG und enwor (s. auch S. 18). Wie wichtig, teils existenziell wichtig das Thema bezahlbare Energie ist, haben wir in den letzten Jahren schmerzvoll erlebt. Hier halte ich einen starken, regionalen und kommunal getragenen Energieversorger für unverzichtbar. BAD AACHEN: Was könnte besser sein als vor 15 Jahren? Grüttemeier: Ein Thema, das mir besonders wichtig ist, ist die Digitalisierung. Dass wir auch im Jahr 15 nach Gründung der StädteRegion Aachen noch eine papiergebundene Verwaltung sind, treibt mich um. Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern weitaus stärker als bisher die Möglichkeit geben, unsere Dienstleistungen auch digital in Anspruch zu nehmen, beispielsweise die Beratung junger Eltern per Videokonferenz. Allerdings ist mir genauso wichtig, dass wir für alle Menschen und in unterschiedlichster Weise erreichbar sind. Die Aachen-Arkaden sind ein gutes Beispiel: Hier befinden sich das Gesundheitsamt, der Gesundheitskiosk, das Versorgungsamt, eine Zweigstelle des Ausländeramtes und das Kommunale Integrationszentrum. In zentraler Lage entsteht hier eine große Dienstleistungsstätte, die weiter aufwachsen wird, in der Menschen persönlich beraten und betreut werden. BAD AACHEN: Mal ehrlich: Wären Sie nicht viel lieber der Herr Landrat, das hat doch einen anderen Klang als Städteregionsrat... Grüttemeier: Für die Menschen bei uns bin ich Tim oder Herr Grüttemeier, daher ist der Titel auf der Karte egal. Ich will gestalten und bin froh, dass ich das in diesem Amt tun kann. BAD AACHEN: Sind die Wege für die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich kürzer und einfacher geworden? Können die Menschen einen alltäglichen Nutzen spüren? Grüttemeier: Ja, davon bin ich überzeugt. Das Straßenverkehrsamt betreiben wir ja schon seit 2001 gemeinsam am Aachener Kreuz. Gerade hier ist bei den Zulassungen und den Führerscheinen viel digital möglich – aber ich sehe auch noch Potenzial. Wichtig ist, dass wir Dinge anpacken und wenn ich an das Ausländeramt denke, mit hoch motivierten Kolleginnen und Kollegen teils unkonventionelle Wege gehen, um die Situation für die Menschen zu verbessern. BAD AACHEN: Es gab viel Lob für die StädteRegion während der Corona-Zeit, aber viel Kritik beim Elterngeld. Da haben Sie sich schließlich selber eingeschaltet. Grüttemeier: Dort ist im Sommer 2023 aus unterschiedlichsten Gründen ein Antragsstau entstanden, der mit dem vorhandenen Personal nicht mehr in den Griff zu bekommen war. Tatsächlich habe ich dann eine Taskforce aus verschiedenen Ämtern der Gesamtverwaltung zusammengestellt, die nach zwei Tagen ihre Arbeit aufgenommen und den Antragsstau innerhalb eines Monats abgearbeitet hatte. Seit einem Jahr haben junge Eltern binnen einer Woche einen persönlichen Termin oder können sich online beraten und durch den Antrag führen lassen. Jeder Antrag wird nach spätestens zwei Wochen bearbeitet. Die Kolleginnen und Kollegen leisten richtig gute Arbeit. Steht der StädteRegion seit 2019 vor: Dr. Tim Grüttemeier. Foto: StädteRegion/A. Herrmann Bei den Menschen angekommen 2009 wurde erstmals in NRW ein Regionsmodell gebildet. Jetzt wird die StädteRegion Aachen 15 Jahre alt. Bernd Mathieu sprach für BAD AACHEN darüber mit Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier.
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