BAD AACHEN 11-2024

20 | BAD AACHEN 11/24 KULTUR Mehr Raum für Kunst Die bekannte Ausstellungsfläche der Sparkasse Aachen zieht um die Ecke: Am Friedrich-Wilhelm-Platz 4 finden Kunstschaffende ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten und mancher Gast erlebt ein Déjà-vu... Von Sabine Rother Einer der turbulentesten Orte im Herzen der Stadt Aachen erhält eine neue Facette. Hier, wo täglich Hunderte ASEAG-Busse an- und abfahren, sich bei jedem Wetter auf den Weg nach Stolberg, Alsdorf, Kerkrade, Vaals und zu anderen Orten der Region machen, hält am 22. November (Eröffnung um 19 Uhr) die Kunst Einzug. Nach nur neun Monaten wird der rot-weiße Schriftzug Raum für Kunst der Sparkasse Aachen am (offiziellen) Friedrich-Wilhelm-Platz Nr. 4 Realität. Dort, wo früher neben dem Haupteingang des Kredit- instituts ein Reisebüro mit Traumzielen warb. Es ist im Prinzip kein großer Umzug gewesen – quasi einmal um die Ecke, fort vom großflächig verglasten Obergeschoss der ElisenGalerie. Parterre soll nun ein unübersehbarer Ort der Kunstförderung neue Öffentlichkeit gewinnen. „Viele wissen gar nicht, dass wir keine reguläre Galerie sind, sondern ein Raum, in dem Künstlerinnen und Künstler eine Gelegenheit erhalten, sich zu präsentieren“, sagt Helga Scholl, die den Raum für Kunst seit Jahren leitet und gestaltet. Vor der Eröffnung kämpft sie sich noch durch eine staubige Baustelle mit buntem Kabelgewirr in offenen Schächten, Betonsäcken und Tischen voller Werkzeuge. Viel Fläche für Kreativität Dennoch tritt bereits ein spannendes bauliches Konzept zutage, das Andreas Scholl vom Immobilienmanagement der Sparkasse, entwickelt hat. „Ein Raum auf zwei Ebenen, bei dem man eine Blickbeziehung zur laufenden Ausstellung von der oberen zur unteren Fläche herstellen kann, ist eine deutliche Herausforderung, zugleich ein verlockendes Projekt“, betont der Architekt. Je länger er und Helga Scholl sich mit der neuen Kunstadresse beschäftigen, desto mehr Chancen entdecken sie darin. Wenn die milchigen Folien an den Schaufenstern verschwinden, gibt es freie Sicht – auf Kunst, Plakate. „Hier oben ist eine Art Empfangsraum mit zahlreichen Informationen“, sagt Helga Scholl. Eine schlanke Säule zeigt an, dass es mehr gibt: Eine mit Glas verkleidete Treppe führt ins Untergeschoss, wo Besucherinnen und Besucher in die Kunst eintauchen dürfen. Seitliche Fenster verbergen einen Lichtschacht. Ihn hat vermutlich jeder einmal überschritten, der sich am äußeren Bankautomaten auf dem Weg zur Einkaufsstraße noch etwas Geld bei der Sparkasse geholt hat. Denn hier läuft man über lichtdurchlässige Schwellen, die das Untergeschoss aufhellen. „Die Treppe ist gleichzeitig ein neuer Ort, um etwa eine Performance zu gestalten oder spektakuläre Auftritte bei Eröffnungen zu wagen“, wünscht sich Helga Scholl. Auf über 140 Quadratmetern Fläche inklusive barrierefreiem Zugang gibt es Gestaltungsmöglichkeiten – je nach Fantasie und Kunstform. Der Architekt verspricht ein ausgetüfteltes Lichtsystem. Auftakt mit Aachener Künstler Wie man den Raum künstlerisch erobert, zeigt zur Premiere am Freitag, 22. November, Christian Hammächer mit seiner Ausstellung carwash. Der Künstler, zugleich promovierter Zahnarzt, ist seit früher Jugend ein guter Beobachter. Neben meist expressiv abstrakten, aber auch figürlichen Arbeiten hat er 2018 mit der Arbeit an der aktuellen Werkgruppe carwash begonnen. Inspiriert aus der Begeisterung für die bei der Autohandwäsche sich zufällig bildenden Schaumfiguren auf der Windschutzscheibe, entstanden in seinem Atelier konzeptionelle, teils großformatige Gemälde. „Die wunderbaren, nur einen kurzen Moment überdauernden Formen haben mich immer fasziniert“, betont er. In den schwungvoll rhythmischen Werken arbeitet er neben Ölfarbe mit Farbmischungen und Lacken. Schimmernd spiegeln die Bilder so ein Gefühl vom wässrigen Element wider. Die Rundung der Wand, die sich vom oberen zum unteren Ausstellungsbereich fortsetzt, liefert Raum für Projektionen, den Hammächer nutzt – Scarwash eben. Helga Scholl freut sich auf den Neuanfang in diesem Monat. „Das gesellschaftliche Engagement der Sparkasse Aachen – hier in Form einer euregionalen Kunstförderung – ist nun sichtbarer als früher“, betont sie und schließt mit Stolz: „Ein für Deutschland einzigartiges Konzept.“ Der Raum für Kunst der Sparkasse Aachen eröffnet am Freitag, 22. November, 19 Uhr, am Friedrich-Wilhelm-Platz 4. Di., Do., Fr. und Sa. kann er jeweils von 12 bis 17 Uhr besucht werden. Die erste Ausstellung dort findet vom 23. November 2024 bis zum 18. Januar 2025 statt. Christian Hammächer präsentiert seine Gemäldeserie carwash. Mehr unter www.sparkasse-aachen.de/raum_fuer_kunst. Gäste gern gesehen: Kuratorin Helga Scholl freut sich mit Künstler Christian Hammächer auf die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten. Fotos: Andreas Schmitter

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