BAD AACHEN 11-2024

6 | BAD AACHEN 11/24 Jetzt zum Newsletter anmelden! 20% Rabatt auf English Tea Shop Artikel Gültig vom 1.11.2024 bis zum 30.11.2024. Gutschein ist einmalig und ausschließlich an der Zentralkasse in der Mayerschen Buchhandlung Aachen einlösbar. Nicht kombinierbar mit anderen Rabattaktionen. Buchkremerstraße 1-7 / 52062 Aachen www.mayersche-aachen.de KULTUR Gruseln im Großen Haus Am Theater Aachen widmet Wilke Weermann sich dem Meister der Schauerliteratur Edgar Allan Poe und gestaltet eine neue Horrorgeschichte über düstere Familiengeheimnisse und verdrängte Schuld. Von Sabine Rother Knarrende Dielen, hallende Schritte, ein Stöhnen, ein Flüstern: In diesem Schloss möchte man nicht Gast sein, schon gar nicht in der Nacht, wenn der Sturm an den Fensterläden rüttelt. Die atmosphärische Geschichte Der Untergang des Hauses Usher, die Edgar Allan Poe 1839 in Burton’s Gentleman’s Magazine publiziert hat, steht im Mittelpunkt einer Inszenierung des Theaters Aachen, die am Samstag, 16. November, 19 Uhr, Premiere hat. Regisseur Wilke Weermann und Dramaturg Lucien Strauch haben daraus ein mit weiteren Texten – unter anderem vom Regisseur – angereichertes Schauerstück geformt, bei dem das Große Haus zum Ort der Geisterstunde wird, wo Gruselgefühle mit subtilen Mitteln aufsteigen. Weermann, erfahren in der Verbindung von Science-Fiction und Horror, Autor eigener Stücke, setzt hier seine Leidenschaft für das Subtile ein, wo sich finstere Familiengeheimnisse, Schuld und krankhafte Veränderungen der Psyche zu einem tödlichen Netz verdichten. „Poe ist ein Meister der Schauerliteratur“, betont Weermann. „Bereits im Text bieten sich viele Ideen an, die man auf einer Bühne gut umsetzen kann.“ Dabei schöpft das Regieteam die technischen Raffinessen des Theaters tüchtig aus, umgaukelt das Publikum in der Düsternis mit wirren Sprachfetzen. Irritation ist angesagt, wenn man eine Diskrepanz zwischen Hören und Sehen erkennt, denn im Hause Usher kann einem sprichwörtlich Hören und Sehen vergehen. Gänsehaut im Bunker Das finstere Schloss – von einem zunehmend besorgten Erzähler bis zum letzten bröckelnden Stein beschrieben – steht laut Erzählung in einer schwarzen, wässrigen Moorfläche. In Aachen findet man sich in einer nicht minder gruseligen Bunkeranlage wieder. „Es ist ein Prepper-Bunker von Leuten, die auf eine Katastrophe vorbereitet sind und im Notfall auf keinerlei Luxus verzichten wollen“, erklärt Lucien Strauch. Wo im Text Haus und Familie Usher versinken, sind sie in der Aachener Inszenierung bereits im Untergrund angekommen. Das Werk hat Weermann Wort für Wort analysiert und dabei festgestellt, dass es im englischen Original noch intensivere Bilder gibt, als in der deutschen Übersetzung, Feinheiten in der Sprache, die er in seine Arbeit einfließen lässt und damit das Ensemble mit Petya Alabozova, Luise Berndt, Elke Borkenstein, Torsten Borm, Benedikt Voellmy und Furkan Yaprak auf den schmalen Grat zwischen Leben und Tod schickt. Unter den Dielen klopft ein Herz „Das Grauen erwächst dabei aus dem Bewusstsein verdrängter Taten, aus dem Wissen um Schlechtigkeit“, beschreibt Weermann die Hintergründe. Wenn das Herz unter den Dielen klopft, ist das für ihn eines der stärksten Bilder Poes, dessen Erzählungen von den Horrorzutaten der Romantiker kaum etwas auslassen – Zwillingsmotiv, lebende Tote, brechende Mauern, düstere Machenschaften, Inzest, Mord. Den Riss im Gemäuer, der zunächst kaum auffällt, bei Poe dann Wilke Weermann: Der junge Regisseur inszeniert in Aachen. Foto: Antine Yzer

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