14 | BAD AACHEN CHIO 2022 JUBILÄUM Der größte Preis der Welt Von Major Rupert Lotz 1927 bis zu Daniel Deußer 2021 – die Siegerliste im Großen Preis von Aachen liest sich wie das Who's who des Springsports. Eine legendäre Geschichte, die vor 95 Jahren in der Soers begann. Von Sabine Mathieu Der Große Preis von Aachen: Kein Springen ist für den internationalen Reitsport wichtiger. Diesen Wettbewerb und damit das Wimbledon des Reitsports zu gewinnen, ist für Amazonen und Reiter das Zeichen, zu den Besten der Besten zu gehören. Das gilt für Pferde und Menschen gleichermaßen. In diesem Jahr wird der Große Preis von Aachen 95 Jahre alt. BAD AACHEN hat ein wenig in seiner Geschichte geblättert… „Alle reden immer von Wimbledon, Aachen ist viel schöner“, kommentierte vor einigen Jahren Paul Schockemöhle das Ereignis am Rande einer Veranstaltung im Aachener Rathaus. Den Öchern schwoll die Brust, denn das sagte einer, der es wissen musste. Immerhin hatte Paul Schockemöhle den Preis dreimal gewonnen: 1974 auf Talisman, 1979 auf El Paso und 1984 auf Deister. Damit lag er gleichauf mit seinem sieben Jahre älteren Bruder Alwin, der das Springen 1962 auf Freiherr, 1968 auf Donald Rex und 1969 auf Wimpel II gewonnen hatte. Er hatte sich die Krone jedoch zweimal teilen müssen: 1968 mit Hendrik Snoek und 1969 mit Hans Günter Winkler. Das erste Mal 1954 auf Orient und das zweite Mal 1957 auf der legendären Halla, einem Springpferd, wie es bis heute wohl kein zweites mehr gegeben hat. Halla war mindestens so ehrgeizig wie ihr Reiter. Als dieser sich während der Olympischen Spiele 1956 in Stockholm an der Schulter verletzte, kaum noch die Zügel halten konnte, galoppierte sie ohne Führung ihres Reiters zum Sieg. Dieser Ritt machte das Paar zu Superstars – auch wenn man es damals noch nicht so nannte. Als sie 1957 in Aachen antraten, waren die Erwartungen umso größer. Bis heute erinnert der HallaWanderpreis, 1996 gestiftet vom vor vier Jahren verstorbenen Hans Günter Winkler, an sein Wunderpferd. Der Große Preis von Aachenim Springen zählt zum Rolex Grand Slam. Vier renommierte Turniere – Aachen, Spruce Meadows, Genf und 's-Hertogenbosch – haben sich zusammengetan und vereinen fünf Millionen Euro Preisgeld. Wer drei Turniere hintereinander gewinnt, erhält eine Million Euro zusätzlich zum eigentlichen Preisgeld. Ein vierter Majorsieg bringt eine weitere Million Euro. 2015 siegte der Brite Scott Brash mit seinem Pferd Hello Sanctos in Aachen, Spruce Meadows und Genf! Der Große Preis von Aachen 2022 findet am Sonntag, 3. Juli, ab 14.30 Uhr im Hauptstadion statt. Wer kein Ticket hat, kann per TV mitfiebern (s. S. 53). www.chioaachen.de/de/programm/springen www.rolexgrandslam.com Um die Reihe vollzumachen: Ludger Beerbaum darf auf der Liste der Mehrfachsieger nicht fehlen. Er gewann 1996 auf Ratina Z, die mit 17 Jahren 1999 in einem emotionalen Moment beim CHIO von ihrem Reiter in den Ruhestand geschickt wurde. „Ratina hat sich keinen Schritt auf mich zubewegt. Ich musste auf sie zugehen“, beschrieb ihr Reiter den eigenwilligen Charakter der Stute. 2002 und 2003 sattelte Beerbaum den Fuchshengst Goldfever – und gewann. Wer heute als Besucher zum Großen Preis kommt, den erwartet nicht nur das größte, sondern auch das schönste Reitturnier der Welt. Wenn es proppenvoll ist, passen gut 40 000 Menschen in das Hauptstadion. Diese einmalige Atmosphäre, die in den Momenten entsteht, wenn alle gleichzeitig die Luft anhalten oder erleichtert aufatmen, diese Stille, in der man oben auf der Tribüne jeden Hufschlag, jedes Touchieren der Stange hört, machen den Tag perfekt. Zu Beginn waren die Anlagen deutlich bescheidener. 1925 eröffnete eine Holztribüne für 1000 Zuschauer, es gab Telefone für die Journalisten – fest installiert, versteht sich – ein kleines Restaurant und ein Richterhaus, das Tempelchen genannt wurde. Zwei Jahre später sollte es dem ALRV unter der Leitung von Hubert Wienen gelingen, Foto: CHIO Aachen Archiv SIEGESSERIE: ROLEX GRAND SLAM 1927: Major Rupert Lotz siegte bei der Premiere des Preises auf Olnad.
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