BAD AACHEN CHIO 2022 | 15 ein erstes Internationales Reit-, Spring- und Fahrturnier auszurichten. Sein damaliges Ziel, „alle Pferdezucht und Pferdesport treibenden Nationen“ in der Soers begrüßen zu können, erreichte er nicht ganz. Immerhin nahmen acht Nationen teil, heute sind es mehr als 20. Den ersten Großen Preis von Aachen gewann der Deutsche Major Rupert Lotz auf dem kleinen Olnad, zweiter wurde Wilhelm Graf von Hohenau, damals einer der erfolgreichsten Turnierreiter. In den folgenden Jahren siegten Reiter aus Schweden, Italien, Österreich oder Ungarn und als erster Amerikaner Franklin Wing mit Totila. Inzwischen eroberten die Amazonen beharrlich ihren Platz in der von Männern dominierten Welt des Springsports. Der Britin Liz Edgar gelang es 1980 auf Forever als erster Frau, die Herren auf die Plätze zu verweisen. Ihr folgte elf Jahre später die Amerikanerin Anne Kursinski auf Starman. Der Preis lebt von besonderen Momenten: Als Meredith MichaelsBeerbaum auf ihrem Shutterfly 2005 den Sieg nach Hause ritt, war das Publikum aus dem Häuschen. Warum? Die zierliche Reiterin bändigte ein Pferd, das ständig ausschlug und buckelte. Janne Friederike Meyer – heute Meyer-Zimmermann – sorgte 2011 auf JUBILÄUM Lambrasco für einen kurzen Herzstillstand beim Publikum: Noch über dem letzten Hindernis schwebend war sie sich ihres Sieges sicher und riss freudig beide Arme hoch. Für eine außergewöhnliche Anekdote sorgte Michael Whitaker 2012: 28 Mal war er in Aachen gestartet, ohne je den Großen Preis gewonnen zu haben. Seinem Bruder John, in England eine lebende Legende, war das 1997 gelungen. Jetzt wollte auch der Jüngere auf der Siegertafel am Richterturm stehen. Nach einem Abend am Bieroxer und mit genügend Alkohol im Blut fasste er Mut und ergänzte die Liste mit einem Edding um seinen Namen. Erstaunlich der Name des Pferdes, mit dem er zu siegen gedachte: Totilas, das zu der Zeit bekannteste Dressurpferd. Es war schon besser, dass er sich sonntags für den Wallach Amai entschied, der ihn genau dann zum ersehnten Sieg trug. 2021 gelang es einem Deutschen, den mit einer Million Euro dotierten Preis (davon 330 000 Euro für den Sieger) nach Hause zu reiten: Daniel Deußer auf Killer Queen. Übrigens, man nennt Aachen das Wimbledon des Reitsports, weil das Tennisturnier 1877 gegründet wurde – also 50 Jahre vor dem Großen Preis. Wäre es umgekehrt, würde man vielleicht vom Aachen des Tennissports reden… Foto: CHIO Aachen/Franziska Sack Foto: CHIO Aachen/M. Strauch Foto: Andreas Steindl Foto: Andreas Steindl 2011: Janne F. Meyer-Zimmermann 2005: Meredith Michaels-Beerbaum 2021: Daniel Deußer 2018: Marcus Ehning
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