38 | BAD AACHEN CHIO 2024 Ingrid Klimke ist so beliebt wie kaum eine andere deutsche Reiterin und dabei lässt sich die bekannte Sportlerin längst nicht nur auf eine Disziplin festlegen. Von Ute Steinbusch Überall, wo sie auftaucht, stehen die Menschen Schlange. Lehrgänge sind sofort ausgebucht, die Plätze für eine Stallbesichtigung bei ihr zu Hause in Münster lange im Voraus vergriffen. Ingrid Klimke und ihre Art zu reiten sind der Traum ganz vieler Reiterinnen und Reiter. In diesem Jahr kommt sie nicht nur für die Wettbewerbe zum CHIO Aachen, sondern reitet noch dazu beim Klassikkonzert Pferd & Sinfonie ein Pas de deux mit ihrer Tochter Greta und gibt ein paar Wochen später im August einen Exklusiv-Lehrgang beim CHIO Aachen CAMPUS in der Soers: drei Tage mit zehn Kursteilnehmern, Lehrgangsgebühr 3500 Euro, schon Monate vorher sind nur noch Plätze auf der Reserveliste zu ergattern. Ingrid Klimke wirkt wie ein Magnet auf das pferdebegeisterte Publikum. Wenn man ihr auf dem Pferderücken zuschaut, sieht man immer auch ein wenig den Papa, Dr. Reiner Klimke. Seine Tochter hat seine Philosophie übernommen. „Wenn ich auf dem Pferd sitze, denke ich oft: Wie würde Papa es machen?“, schildert sie. Die Persönlichkeit des Pferdes steht für sie im Vordergrund. Deshalb ist es ihr wichtig, in das Pferd hineinzuhorchen, es entsprechend zu gymnastizieren und vielseitig auszubilden. 1998 trat Ingrid Klimke aus dem überEin vielseitiger Star SPORT großen Schatten ihres Vaters heraus. „Ich wollte auf eigene Füße“, erklärt sie. Der Schwerpunkt war dabei von Anfang an klar: „Ich wollte Pferde ausbilden und Turniere reiten.“ Mit zehn Pferden, einem Lehrling und einer Pflegerin machte sie sich selbstständig. Die Pflegerin übernahm sie damals von ihrem Vater, und Carmen Thiemann gehört auch heute noch zum Team Klimke oder besser: zur Familie. Familie, Freizeit und Franziskus Zu Beginn ihrer Selbstständigkeit war Klimke Stützpunkttrainerin des Landesverbandes Westfalen für die Pony-Dressurreiter. Bis heute ist sie ein- bis zweimal pro Jahr im Ausland, war für Lehrgänge schon in Norwegen, Kanada, Finnland oder Afrika: „Das ist wie ein Schneeballsystem – je mehr man macht, umso mehr Anfragen bekommt man.“ Zwischenzeitlich konzentriert sie sich mehr auf den Turniersport. Zehn Jahre nach dem Start ihrer Selbstständigkeit hatte Ingrid Klimke fast das Gefühl, „Ich fange auch bald an zu wiehern“. Seitdem helfen ihr zwei Assistentinnen bei der Büroarbeit und sie hat auch gelernt, mal Nein zu sagen, Zeit für Freunde und Familie zu blocken, besonders für ihre Töchter Greta und Philippa. Und für ihre zweite Leidenschaft, das Skifahren. Von Familie und Freizeit zurück in den ganz großen Sport: „Mein Vater hat immer nur in Olympischen Spielen gerechnet. Es war sein größter Wunsch, dass mal eines seiner Kinder bei den Spielen an den Start geht. Sydney war deshalb für mich etwas ganz Besonderes. Ein Jahr nach Papas Tod konnte ich seinen Wunsch erfüllen.“ Inzwischen Ingrid Klimke mit Hale Bob: 2023 wurde der Wallach in Aachen verabschiedet. Foto: CHIO Aachen/A. Steindl
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