BAD AACHEN CHIO 2024

8 | BAD AACHEN CHIO 2024 Er ist eines von den Gesichtern, die untrennbar mit dem CHIO Aachen verbunden sind: Dr. Friedrich-Wilhelm Wilfried Hanbücken ist seit rund 40 Jahren dabei, seit 1998 als Vorsitzender der Veterinärkommission, und da coronabedingt das Turnier 2020 ausfiel, begeht er 2024 sein 25. Weltfest in führender Position als Tierarzt. Als solcher ist er in Aachen seit 1990 bestens bekannt. Nach seinem Studium der Tiermedizin in Gent (B) und Gießen gründete er in seiner Heimat Aachen eine Fahrpraxis für die medizinische Versorgung von Pferden. 1993 eröffnete er die erste Pferdepraxis in der Region. In Lichtenbusch bietet er seither ambulante und stationäre Behandlungen an. Zusätzlich erwarb er die Qualifikation zum FEI-Tierarzt. Neben einer Approbation und der Zulassung als Tierarzt verlangt die Internationale Reiterliche Vereinigung (FEI) einen Sachkundenachweis zu ihrem Regelwerk. „Ein zweitägiger Basiskurs ist genauso verbindlich wie die vorherige Begleitung eines FEI-Tierarztes bei Turnieren. Jährlich muss man zudem zwei Online-Examen ablegen“, erklärt Dr. Hanbücken, die Vorgaben, die sicherstellen sollen, dass alle Tierärzte die gleichen Kriterien ansetzen. „Immerhin entscheidet ein FEI-Tierarzt, ob ein Pferd an einem Wettbewerb teilnehmen darf oder nicht.“ In dieser Funktion ist der Aachener viel in der Welt herumgekommen, hat Dinge aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten können. Auf den Tierschutz aber gibt es für ihn und sein 30-köpfiges CHIOTeam lediglich eine Sicht: Er hat absolute Priorität. „Der Weltpferdesportverband gibt hier klare Richtlinien vor. Der ALRV sorgt zudem für eine große Zahl an Veterinären und FEI-Stewards. Auf sauberen Sport wird in Aachen größter Wert gelegt.“ Und wie läuft seine Praxis, wenn er in Sachen FEI unterwegs ist? „Neben dem CHIO Aachen mache ich ein bis zwei Auslandsturniere im Jahr sowie weitere Veranstaltungen in der Soers. Sonst bin ich meistens in der Praxis, wo mich angestellte Tierärzte unterstützen.“ Und worauf freut sich der Horseman beim CHIO Aachen 2024 am meisten? „Auf die Dressur und das Geländereiten. Das mache ich in meiner Freizeit selbst am liebsten.“ ust Was war Ihr bisher schönster Moment beim CHIO Aachen? Das Highlight waren sicherlich die Weltreiterspiele 2006. Da hatte es vorher nichts gegeben, was den Pferdesport derart in die Welt ausgestrahlt hätte. Das war eine Kombination aus tollem Sport und internationalem Treffpunkt, was den CHIO Aachen natürlich auch grundsätzlich auszeichnet. Bei den Weltreiterspielen war noch dazu besonders, dass alles konzentriert auf engem Raum stattfand, alle Disziplinen, und zwar perfekt organisiert. Das mediale Interesse war riesig. Wann hat man schon mal Pferdesport in der Primetime bei der ARD gesehen? Und was man nicht vergessen darf: Der ALRV hat es geschafft, schuldenfrei aus dieser Weltmeisterschaft hervorzugehen! Was war andererseits der schwierigste CHIO-Moment für Sie? Es passiert zwar nicht oft, aber natürlich wurde ich schon mit verletzten Pferden konfrontiert, zum Glück selten mit einem toten Pferd. Was entgegnen Sie Leuten, die den CHIO für Tierquälerei halten? Wir treffen in Aachen auf die Sportler mit der höchsten Qualifikation, das sind keine Anfänger, die haben viel Sachverstand und Expertise. Die Pferde haben neben dem ideellen auch einen sehr hohen materiellen Wert. Da ist das Missbrauchspotenzial schon mal reduziert. Um trotzdem eventuellen Verstößen gegen den Tierschutz vorzubeugen, kontrollieren wir Tierärzte mehrfach den Gesundheitszustand der Pferde. Mit der Aufsicht in den Ställen und auf den Abreiteplätzen erfüllen auch die Stewards eine wichtige Funktion. Wie hat sich der CHIO Aachen im Laufe der Jahre verändert? Die Arbeiten hin zur WM 2006 und danach haben den CHIO Aachen in seiner Bedeutung geprägt. Wir haben jetzt mehr Disziplinen, mehr Abendveranstaltungen. So funktioniert das Turnier heute rundum perfekt, kann sich gut finanzieren. Es hat, um es mal mit dem Fußball zu vergleichen, den Status der Champions League. Und die Entwicklung geht immer weiter, schon 2026 steht die nächste WM an! VORGESTELLT Foto: Andreas Steindl FRAGEBOGEN Geburtsdatum: 28. 1. 1960 Geburtsort: Aachen Familienstand: verheiratet, drei Kinder Beruf: Tierarzt; seit 1998 Vorsitzender der Veterinärkommission CHIO Aachen Hobby: Reiten Friedrich-Wilhelm Hanbücken Der CHIO ist Champions League Der Cheftierarzt des Turniers setzt sich zum 25. Mal für das Tierwohl ein.

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