208 hatten sie weniger Hass als Mitleid verdient und Anspruch auf Freilassung für den Fall, dass ihnen keine echten kriminellen Handlungen nachgewiesen werden konnten. 1627 folgte ihm der Jesuit Adam Tanner. Sein Buch Universa Theologia Scholastica bejahte zwar ebenfalls noch die Existenz von Hexen, hielt ihre Bestrafung aber wegen der nicht zu erbringenden eindeutigen Beweise für unmöglich. Schließlich verfasste 1630/31 der Jesuit Friedrich von Spee in Paderborn seine berühmte Schrift Cautio criminalis (Vorsicht in den Kriminalprozessen). Als Beichtvater verurteilter Hexen hatte er zunehmend Zweifel an der Praxis der Hexenprozesse gewonnen. Aus Angst vor der kirchlichen Obrigkeit veröffentlichte er das Werk anonym. Sein mutiges Eintreten für die unschuldig Verfolgten und gegen die unsinnige, Unrecht und Willkür freie Bahn lassende Prozessführung hätte er beinahe selbst mit seinem Leben bezahlen müssen. Der Jurist und Philosoph Christian Thomasius ging zwei Generationen später mit seinen Überlegungen noch einen Schritt weiter. So wie seine Vorgänger hatte auch er anfangs noch den Glauben an Hexen und Teufel unangetastet gelassen und seine Kritik auf das Prozessverfahren und die Folter beschränkt. Seine Dissertatio de crimine magiae (Abhandlung über das Verbrechen der Zauberei) aus dem Jahr 1701 stellte jedoch den Hexenglauben selbst infrage. Sein 1703 unter dem Titel „Kurze Lehrsätze von dem Laster der Zauberey“ in deutscher Sprache erschienene Werk lehnte die Vorstellung, der Teufel könne körperliche Gestalt annehmen und einen Pakt mit Menschen schließen, als Aberglauben ab. Darüber hinaus trat er für eine humanere Strafordnung ohne Folter ein. Friedrich Spee von Langenfeld, geb. 25.2. 1591 in Kaiserswerth, gest. 7.8. 1635 in Trier, Eintritt in den Jesuitenorden, 1612 – 1615 Philosopiestudium in Würzburg, 1619 – 1623 Theologiestudium in Mainz, 1623 Priesterweihe, 16231626 Dozent an der Jesuiten-Universität Paderborn, seit 1627 an den Kollegs in Wesel und Köln, seit 1633 Professor in Trier, Verfasser bekannter Kirchenlieder (O Heiland reiß die Himmel auf. Zu Bethlehem geboren) Christian Thomasius, geb. 1.1. 1655 in Leipzig, gest. 23.9. 1728 in Halle, Jurist und Philosoph L. Bechstein (Hrsg.), Zweihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer, Leipzig 1854 Adam Tanner, geb. 14.4. 1572 in Innsbruck, 1591 Eintritt in den Jesuitenorden, Prof. der Theologie in München, Ingolstadt, Dillingen, Prag und Wien, gest. 25.5. 1632 in Unken bei Salzburg.
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