Enges Tal und weite Welt

217 Im Frühjahr 1703 war die Eroberung des Erzstifts abgeschlossen. Truppen der Generalstaaten zogen zu dieser Zeit mehrmals durch das Ahrtal. Der Kurfürst erlebte den Krieg fernab auf Schloss Raismes bei Valencienne. Erst 1715 konnte er nach Kurköln zurückkehren. In dieser unsicheren Lage unternahm der Kurfürst von der Pfalz den Versuch, sich der kurkölnischen Unterherrschaften des Sahrbachtals zu bemächtigen und seinem Herzogtum Jülich einzuverleiben. Die Absicht blieb dem Inhaber der Unterherrschaft Burgsahr zunächst verborgen, als ihn ein am 18. November 1702 im Namen des Pfälzer Kurfürsten ergangener und in den Herzogtümern Jülich und Berg verbreiteter Befehl erreichte.384 Danach sollten seinem für die wichtigsten Landesangelegenheiten zuständigen Geheimen Rat alle durch feindliche oder eigene Truppen verursachten Schäden für eine spätere Entschädigung gemeldet werden. Was tatsächlich hinter diesem Hilfsangebot stand, erkannte das regierende Domkapitel sehr bald, denn zur gleichen Zeit forderten pfälzische Truppen im Sahrbachtal und Freisheim die allein einem Landesherrn zustehenden Heereslieferungen ein. Hinter diesem Übergriff standen die Bürger der jülischen Stadt Münstereifel, die auf diese Weise die ihnen aufgebürdeten Kriegslasten reduzieren wollten. Das Domkapitel legte sofort Protest bei der jülischen Regierung ein. Nach Burgsahr ging eine Rüge an Johann Otto Friedrich Blankart, weil er den Eingang des kurpfälzischen Befehls nicht gemeldet hatte. Außerdem belehrte ihn das Domkapital darüber, dass das kurpfälzische Verhalten nicht allein eine unzumutbare wirtschaftliche Belastung darstellte, sondern letztlich bedeutete, dass der Kurpfälzer den Herrn von Burgsahr und Freisheim bereits „..alß ein Gülisch Eingesessener…“ und seine Unterherrlichkeit „…alß wär selbige im Gülischen Territorio gelegen…“ behandelte. Die Einsendung des Schadensverzeichnisses an die jülische Regierung wurde verboten. Der Oberkommandierende (Land-Commissarius) der kurkölnischen Truppen, General Freiherr von Bernsau385, erhielt den Auftrag, seine Offiziere anzuhalten, die Untertanen des Erzstifts in Zukunft vor solchen Übergriffen zu schützen. Die über den Vorfall geführte Akte schließt erst 1736 mit einem Bericht des Schultheißen Peter Gäser. Er hatte den ältesten Bewohner Freisheims im Auftrag der kurfürstlichen Regierung zu den längst vergangenen Vorfällen befragt. Jacob Lantzerat wusste zu berichten: „…dass vor funffzig Jahren ... kiserliche Volcker (Truppen) in unser Underherlichkeit Saar geinquartiert seint gewesen...“ Darüber hinaus beklagte er: „…dass das Ambt Hart uns ein großes abgefordert wie auch das Ambt Altenahr uns abgefordert 40 Rationen...“ Die Bewohner von Freisheim hatten demnach nicht nur kaiserliche Soldaten beherbergen müssen, sondern zudem die üblichen Heereslieferungen gleich zweimal an kurkölnische Ämter zu leisten. Nicht einmal die vom Amt Altenahr geforderten 40 Tagesrationen waren ihrer Meinung nach gerechtfertig, denn Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei ihm um den kurkölnischen Generalwagenmeister und Generalwachtmeister Freiherr Heinrich Ferdinand von Bernsau zu Dreven [und Schönheim] (gest. 1715). 1691 ist er als kaiserlicher Generalfeldwachtmeister belegt, von 1695 – 1705 als General-Leutnant des 2. kurkölnischen InfanterieRegiments, 1705 war er Amtmann von Linn und Uerdingen.

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