221 seinen Söhnen Einkommen und Aufstiegsmöglichkeiten. Die hohen Kosten hatten Bürger und Bauern zu tragen. In Deutschland trieb vor allem Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1640 – 1688) diese Entwicklung voran. Ihren Höhepunkt erreichte sie unter seinem Enkel Friedrich Wilhelm I. (1713 – 1740), den man den „Soldatenkönig“ nannte. Er baute das preußische Heer gleich nach seinem Regierungsantritt auf eine Stärke von 50.000 Mann aus. Das Königreich Preußen gilt seither als das Beispiel eines vom Militär geprägten Staates schlechthin. Sein Sohn Friedrich II. (geb. 1712, König 1740 – 1786) verdreifachte bis zum Beginn des Siebenjährigen Kriegs (1756 – 1763) die Zahl der Soldaten. Bei seinem Tod hatte das preußische Heer eine Größe von 193.000 Mann erreicht. Kurköln verfügte im 18. Jahrhundert in Friedenszeiten nur kurzzeitig über ein Heer von etwa 2.000 Soldaten, die aus dem Erzstift, dem Vest Recklinghausen und dem Herzogtum Westfalen stammten. Für die offene Schlacht waren sie weder ausgebildet noch ausgerüstet. Im Polnischen Thronfolgestreit verpflichtete sich Clemens August 1733 im Erzstift und den ihm unterstehenden Fürstbistümern Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim 3000 Reiter und 7000 Fußsoldaten auszuheben. Als er jedoch den Sold nicht aufbringen konnte, desertierten viele seiner Soldaten. Militärisch schwach, war das Kurfürstentum nicht in der Lage eine eigene Politik zu betreiben, sie militärisch durchzusetzen oder das Land gegen feindliche Angriffe zu verteidigen. Je nach Bedrohungslage ging Clemens August daher wechselnde Bündnisse mit den europäischen Großmächten ein. Eine neutrale Position ließ er sich oft durch hohe Geldzahlungen abkaufen, mit denen er seine aufwendige, barocke Hofhaltung bestritt. Die Habsburger gaben ihm für seine schwankende Haltung den Spottnamen „Wetterfahne des Reiches“. Kurkölnische Truppen 1698 – 1803 Einheit Funktion Zahl Bestand Hatschier Leibgarde zu Pferd ohne mil. Funktion 80 1700 – 1803 Karabiner-Leibgarde zu Pferd Paradetruppe ohne mil. Funktion - 1702 – 1719 Trabanten Leibgarde zu Fuß ohne mil. Funktion 50 1700 – 1762 Grüne Dragoner Reiter 500 – 600 1700 – 1737 Leibregiment zu Pferd 800 1700 – 1720 Leibregiment zu Fuß 800 – 1000 1700 – 1759 Infanterie-Regiment 400. – 800 1698 – 1803 Husarenkorps berittene Polizei 60 – 70 1762 – 1803 Dragoner-Regiment nur franz. Offiziere 800 1700 – 1709 Auf die Gesamtbevölkerung bezogen, standen in Preußen mit seinen damals 5,4 Millionen Einwohnern in Friedenszeiten 5,8-mal mehr und zudem gut ausgebildete Soldaten unter Waffen. Das Heer der Großmacht Frankreich mit seiner Bevölkerung von 25,3 Millionen war nur wenig größer als das des Königreichs Preußen.389 Die Gefahr, zum Kriegsdienst einberufen zu werden, war im Erzstift deutlich geringer, nicht jedoch
RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=