Enges Tal und weite Welt

256 schaftsbild der Eifel grundlegend verändern und bis in das 20. Jahrhundert hinein prägen. Die Hochwälder degenerierten zu Buschlandschaften und gingen schließlich in offene Heide über, die kaum noch Möglichkeiten einer landwirtschaftlichen Nutzung bot. Der Anteil von Wild- und Ödland an der Gesamtfläche betrug in mehreren Kreisen der Eifel mehr als ein Drittel, im Kreis Prüm sogar fast die Hälfte. Günstigere Bedingungen herrschten in dem vom Weinbau bestimmten Kreis Ahrweiler. Ackerbau spielte hier eine geringere Rolle. Die Verdopplung des Wild- und Ödlandanteils von 1829 bis 1845 deutet aber auch hier die Grenzen einer weiteren Ausdehnung an. Bodenqualität im Kreisgebiet Kreis Wild- und Ödland in % der Gesamtfläche465 Verhältnis von Ackerland zu Schiffelland466 1829 um 1845 1829 um 1845 Prüm 47,1 44,9 1 : 3,97 1 : 2,43 Daun 36,4 32,1 1 : 0,84 1 : 0,86 Adenau 34,9 36,3 1 : 0,79 1 : 0,79 Schleiden 30,1 36,0 1 : 0,79 1 : 0,80 Bitburg 29,4 32,7 1 : 0,71 1 : 0,87 Monschau 23,4 - 1 : 0,08 - Wittlich 21,4 21,2 1 : 0,76 1 : 0,71 Cochem 13,5 16,3 1 : 0,28 1 : 0,46 Ahrweiler 6,7 13,2 1 : 1,00 1 : 2,20 Mayen 6,2 6,8 1 : 0,06 1 : 0,07 Eifel 27,3 27,9 1 : 0,65 1 : 0,71 Ernst Moritz Arndt fasste die Folgen des Raubbaus in seinem 1844 veröffentlichten Reisebericht467 in dem Satz zusammen: „Mit den Wäldern, besonders auf den hohen Bergkämmen, ist auch die Fruchtbarkeit weggehauen und ausgerottet.“ Die Ursachen lagen nach Johann Nepomuk von Schwerz aber nicht in der Gedankenlosigkeit der einheimischen Bevölkerung, sondern in den extremen Bedingungen, die trotz aller Arbeit und unter Nutzung aller Möglichkeiten kaum Erträge versprachen: „Die Cultur der Eifel leidet mehr an der Ohnmacht als an Barberei.“468 Aufforstungen wurden erst in preußischer Zeit seit etwa 1840 in Angriff genommen. Dabei bevorzugte die staatliche Forstverwaltung zuerst die Kiefer. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sie aber die bei den Bauern wenig beliebte Fichte durch. Sie versprach in der geringsten Zeit die höchsten Nutzholzerträge. Die staatlichen Maßnahmen stießen bei der einheimischen Bevölkerung aber auf wenig Zustimmung, teilweise sogar auf aktiven Widerstand. Für die Bauern bedeutete die Aufforstung zunächst den Verlust der als Schafweide genutzten Heideflächen. Noch 1859 hielten sich in Teilen der Eifel die staatlichen Anpflanzungen nur unter militärischem Schutz. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts gaben die Landwirte ihre ablehnende Haltung gegen eine Aufforstung allmählich auf. Der Rückgang von Köhlerei, Loheschälen und Schafhaltung tat ein Übriges, dass heute wieder ausgedehnte Wälder das Landschaftsbild der Eifel bestimmen.

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