Enges Tal und weite Welt

277 reise zwei zum Feld Hochthürmen gehörende Gruben und einen aus älterer Zeit stammenden Pingenzug. Begleitet wurde Jung von dem vereidigten Gutachter (Berggeschworener) Sinning. Die Konzession hatten der Unternehmer Bertram Spirlet, mit ihm der spätere Eigentümer des Feldes Sahrsegen, Wilhelm Beicken, und zehn weitere Miteigentümer im Jahre 1842 erworben. Spirlet leitete die Unternehmung als Betriebsführender Gewerbefabrikant. Eines dieser, später unter dem Namen Unterer und Oberer Robertstollen geführten Bergwerke lag am östlichen Talhang und erschloss mit einem 27 m langen, an seinem Ende verzweigten Stollen Vorkommen von Spateisenstein (auch: Siderit Eisenspat oder Toneisenstein; FeCO3) und Bleiglanz. Das Erz fand sich hier in bis zu 25 cm dicken Adern. Tiefere Schichten sollte ein sechs Meter vom Stolleneingang auf eine Tiefe von zehn Meter hinab geführter Schacht ohne Ausgang (Gesenk) erkunden. Stolleneingang und Schachteinstieg sind noch heute erhalten. Am gegenüberliegenden Westhang hatte man auf der Suche nach Bleiglanz einen 33 m langen Stollen vorangetrieben und auch hier ein acht Meter tiefes Gesenk abgeteuft. Von hier aus verfolgte ein sechs Meter langer Querschlag die Erzader. Die Aussichten der beiden Gruben schätzten die Bergbeamten jedoch als gering ein. Die Förderung reichte nicht aus, die Kosten zu decken, sodass die Arbeiten schon 1851 eingestellt worden waren. Vor allem der mühselige Transport der Erze mit Ochsenkarren zu den Verladestellen am Rhein erwies sich nach einem zweiten, 1903 von Bergingenieur Schiffmann erstellten Gutachten bis zum Bau der Sahrbachtalstraße (L 76) im Jahre 1898 als größtes Hindernis. Die Abraumhalde wurde noch um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nach Bleiglanz durchsucht, das in Fässern verpackt als Glasurerz nach Bonn gelangte.502 Abnehmer dürften hier vor allem die beiden Steingutfabriken Franz Anton Mehlem und Ludwig Wessel gewesen sein.503 Das besonders reine Glasurerz konnte ohne Verhüttung direkt zur Herstellung hochwertiger Bleiglasuren verwendet werden, während die Erze bei geringerer Reinheit als „Schmelzerze“ erst aufbereitet werden mussten. Um 1936 nahm die Stollberger Zink den Bergbau an dieser Stelle noch einmal auf und förderte bis 1942 Kupfererz. Aus dieser Zeit stammen die noch heute im Gebüsch versteckten Reste der Betriebsanlagen. Am Ende eines kleinen Seitentals des Dreiseiffen, ungefähr 200 m vom gleichnamigen Ortsteil entfernt, zieht sich etwa unterhalb der Funkanlage in südöstlicher Richtung ein 50 m langer und 1,20 m breiter, aus dem Fels geschlagener Schürfgraben bis auf das Plateau hinauf. Hier sollen sich einige verfüllte Schächte befinden, die mit dem Schürfgraben in Verbindung stehen könnten. Den dritten, 1852 ebenfalls bereits wieder stillgelegten Schacht des Grubenfelds fanden die Bergbeamten Jung und Sinning auf einem Grauwacke-Plateau 200 m südwestlich von Lanzerath. Der Schacht war 27 m tief. In 24 m Tiefe führte eine Strecke 30 m gegen Norden und 54 m gegen Süden zu einem Kupfererzvorkommen von Malachit (Cu2[(OH)2|CO3]) und Kupferkies. Von einem dieser Gänge war ein weiterer Schacht zur Zuführung von Frischluft an die Erdoberfläche getrieben worden.

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