322 aber von geringerer Qualität und zwang sie, im Westen neues Glück zu suchen. 1878 ließen sie sich in Columbus/Nebraska nieder. Hier trafen sie auf Siedler aus Blankenheim, Herschbach und der Gegend um Virneburg. Dürren, Heuschrecken und andere Schädlinge machten bald darauf ihre Mühen zunichte und zwangen zur Aufgabe. Arbeit fanden sie in den Bergwerken von Houghton/Michigan oder in den aufstrebenden Industriestädten Seatttle/Washington und Portland/Oregon.571 Der Vater von Frau Caspary starb 1884 in Portland, vier Jahre später raffte eine Krankheit fünf Geschwister hinweg, 1889 starb die Mutter. Acht ihrer Neffen hatten im Ersten Weltkrieg als Soldaten dienen müssen, einer war gefallen, zwei schwer verwundet zurückgekehrt. In ihrer neuen Heimat sahen sich die deutschstämmigen Amerikaner zugleich aber empfindlichen Einschränkungen ausgesetzt. J. Caspary klagte: „Bis vor 7 Jahren war dieses ein freies Land, jetzt nicht mehr. Es gibt keine deutschen Reden, kein Gesang, keine deutsche Vorstellung; nicht in Deutsch“. Ihr Brief schloss mit den Sätzen: „Und nun, Herr Zavelberg, Sie sehen, dass es hier nicht besser geht als in Deutschland; jeder hat sein Kreuz zu tragen … Also nur den Mut nicht sinken lassen und tapfer weiter kämpfen. Nach einer dunklen Nacht, kommt ein wunderschöner Tag (so sagen wir Amerikaner).“ 1924 nahm auch ihre Schwester Katharina Rehmann Kontakt mit Johann Josef Zavelberg auf und schrieb: „Es tut mir leid zu hören, dass Eure Ernte schlecht war. Oft wenn ich über die Verhältnisse dort nachdenke, dann muß ich mich wundern, wie Sie dort durchkommen … Einkommen habt Ihr ja nicht, denn es ist kein Verdienst dort. Um zu verdienen, müssen die jungen Leute nach auswärts gehen; und das ist auch nicht angenehm.“ Im ausgehenden 19. Jahrhundert bot sich für mehrere Familien des Sahrbachtals die Auswanderung nach Osteuropa an.572 Noch unter türkischer Herrschaft hatten die Trappisten des Eifelklosters Mariawald bei Heimbach unter ihrem Abt Franz Pfanner umfangreichen Grundbesitz in Bosnien erworben und bei Banjaluka das Kloster Maria Stern gegründet. Wenige Jahre später unterlag das osmanische Reich im russischtürkischen Krieg (1877 – 1878) und musste nach den Bestimmungen des Berliner Kongresses von 1878 seine beiden Provinzen Bosnien und Herzegowina unter österreichisch-ungarische Verwaltung stellen. Viele türkische Großgrundbesitzer verließen daraufhin ihre Güter. Das herrenlos geworden Land konnte zu günstigsten Preisen erworben werden. Die Trappisten warben nun Kolonisten in ihrer Heimat an. Unterstützung fanden sie dabei unter anderem beim ehemaligen Pfarrer von Rupperath, Peter Joseph Hubert Kauff (1868 – 1875). Unter seiner Mitwirkung bildete sich in Essen ein Verein von ausreisewilligen Bauern und Handwerkern, die zunächst Vertrauensleute nach Gradiska schickten. Unter Vermittlung der Trappisten erwarben sie Grundstücke, auf denen sich noch im Herbst 1878 die ersten Siedler niederlassen konnten. In der Eifel zeichnete sich zur gleichen Zeit, nach einer Reihe schlechter Ernten, der Hungerwinter von 1878/1879 ab. Aber auch in der neuen Heimat zwangen wiederholte Missernten einige Siedler schon bald zur Aufgabe. Mangelnde medizinische Versorgung begünstigte Seuchen wie Typhus, Cholera, Scharlach und Malaria.
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