Enges Tal und weite Welt

339 Westen ab. Ostpreußen konnte dadurch im Februar 1915 zurückerobert werden. Bei der entscheidenden Schlacht an den Masurischen Seen (7. – 22.2. 1915) fiel der Landwehrmann Peter Halberg im Alter von 36 Jahren bei dem Versuch, einem verletzten Kameraden zu helfen.587 Für das militärisch und wirtschaftlich handlungsunfähige und politisch instabile Zarenreich kam das Kriegsende 1917. Nach der Oktoberrevolution boten die neuen Machthaber Waffenstillstandsverhandlungen an. Am 3. März wurde der für Sowjetrussland ungünstige Friedensvertrag von Brest-Litowsk unterzeichnet. Im Frühjahr 1918 scheiterte der letzte Versuch des deutschen Heeres, mit einer großen Offensive eine militärische Niederlage abzuwenden. Jetzt drohte ein Vordringen feindlicher Truppen auf Reichsgebiet. Die Oberste Heeresleitung unter Erich Ludendorff wollte ihre Niederlage aber keineswegs eingestehen, sondern forderte die Reichsregierung am 29. September auf, Waffenstillstandsverhandlung mit dem amerikanischen Präsidenten zu beginnen. Noch hoffte man, auf der Grundlage des Anfang 1918 von Präsident Woodrow Wilson vorgeschlagenen 14-Punkte-Programms zu einem Verständigungsfrieden zu kommen. Die Beteiligung der demokratischen Opposition sollte politischen Wandel signalisieren. Als die Oberste Heeresleitung die Flotte noch einmal in eine Schlacht schicken wollte, kam es in Kiel zu einem Aufstand der Matrosen, der sich innerhalb weniger Tage zu einer Revolution entwickelte, die das gesamte Reich erfasste. Die erzwungene Abdankung Kaiser Wilhelms II. machte am 9. November den Weg für einen Waffenstillstand frei. Militär und nationalistische Kreise deuteten die Ereignisse der ersten Novembertage keinen Monat später zur „Dolchstoßlegende“ um, nach der das Heer „im Felde unbesiegt“ geblieben und allein durch die demokratische Opposition verraten worden war. Der deutschen Delegation wurde kein Verhandlungsspielraum zugestanden. Der am 10. November 1918 in Compiègne unterzeichnete Waffenstillstand verlangte unter anderem die Räumung aller besetzten Gebiete, die Übergabe aller schweren Waffen, Kriegsschiffe und Flugzeuge, brachte die französische Besetzung der linksrheinischen Gebiete und von rechtsrheinischen Brückenköpfen um Köln, Koblenz und Mainz und forderte erste Reparationslieferungen. Vom 20. November bis zum 7. Dezember zogen Der Stellungskrieg auf einer Feldpostkarte von 1916 Privatbesitz Foto: F.-J. Verscharen

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