91 nem hohen Unfallrisiko ausgesetzt und erkrankten häufig an der Steinstaublunge (Silikose). Viele Menschen erblindeten unter anderem als Folge von Verletzungen, andauenden Entzündungen oder durch die Trübung der Augenlinse (Grauer Star). Verdorbene Lebensmittel führten häufig zu Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Dagegen waren Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgrund des geringeren Anteils von Fett und Zucker in der Nahrung seltener. Übergewicht und dessen Folgekranheiten kannten allein Adel und reiche Bürger. Schwerste Vergiftungen bewirkte der Verzehr von Getreide (v.a. Roggen), das mit Mutterkorn befallen war. Der Pilz produziert Gifte (Alkaloide), die erst nach längerer Lagerung unschädlich werden. Diese Zeit blieb gerade nach Missernten nicht. Dosiert angewandt konnte Mutterkorn zum Blutstillen, gegen Migräne und zum Anregen von Wehen eingesetzt werden. Zudem hatte es eine berauschende Wirkung. Das Gift verursachte eine massive Verengung der Blutgefäße. In deren Folge kam es zu Durchblutungsstörungen von Organen und Gliedmaßen. Krämpfe, Empfindungsstörungen und allgemeine Lähmungserscheinungen waren erste Anzeichen. Mit dem Fortschreiten der Vergiftung traten Wahnvorstellungen auf. Zehen, Finger, schließlich auch Arme und Beine starben ab. Den körperlichen Verfall begleitete ein unerträgliches Brennen am gesamten Körper. Daher ist diese Krankheit auch unter dem Namen Antoniusfeuer bekannt. Erst im 17. Jahrhundert erkannte man das Mutterkorn als Ursache der Krankheit. Ohne Vergleich blieb die seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa auftretende Pest. Keine der bis dahin bekannten Krankheiten verbreitete sich so schnell und zeigte einen ähnlich dramatischen Verlauf. Als die immer wieder aufkommen- Sympthome des Antoniusfeuers auf dem Iseneimer Altar des Mathias Grünewald (1506 – 1515) Museum Unterlinden Colmar The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. © Zenodot Verlagsgesellschaft mbH Mutterkorn Foto: Wikipedia, R. Altenkamp, Berlin 2009
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