16 JAHRESBERICHT 2022 Immer weniger Menschen in Deutschland schaffen den Sprung in die eigenen vier Wände. Im Jahr 2020 zogen nach Berechnungen des Berliner Forschungsinstituts empirica nur noch rund 370.000 Haushalte aus einer gemieteten Wohnung in ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung um – gut 90.000 weniger als gemessen an früheren Jahren zu erwarten gewesen wären. Da die amtliche Statistik keine Auskunft darüber gibt, wie vielen Menschen es jährlich gelingt, erstmals Wohneigentum zu erwerben, hat empirica dies im Auftrag der Landesbausparkassen anhand von Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) rückblickend bis zum Jahr 1990 ermittelt. Um beurteilen zu können, in welchen Zeiten die Wohneigentumsbildung besonders schwierig oder eher leicht war, wurde die Zahl der Ersterwerber-Haushalte zusätzlich ins Verhältnis zur Entwicklung der typischen Zielgruppe der 30- bis 50-Jährigen gesetzt. Das Ergebnis: In den Jahren von 2008 bis 2020 gelang der Ersterwerb von Wohneigentum deutlich seltener als im konjunkturell unauffälligen Referenz-Zeitraum 2003 bis 2007. Lag die Relation in diesen Jahren bei durchschnittlich 2,2 Prozent der 30- bis 50-Jährigen, waren es ab dem Beginn der Finanzkrise 2008 zumeist weniger als 2 Prozent. Einen Tiefpunkt markiert das Jahr 2017 mit 1,5 Prozent beziehungsweise 316.000 Ersterwerbern, aber auch 2020 betrug die Quote gerade einmal 1,8 Prozent. In den 1990ern Jahren dagegen war eine Relation von um die 2,5 Prozent üblich. Durchschnittlich fiel die Wohneigentumsbildung zwischen 2008 und 2020 um gut 84.000 Ersterwerber-Haushalte pro Jahr zu niedrig aus. Deutschland blickt damit auf die traurige Bilanz von mehr als 1 Million verhinderte Wohneigentümer binnen 13 Jahren zurück. All diese Menschen belasten den Mietwohnungsmarkt nun noch zusätzlich. Die Neujustierung der Förderkulisse ist vor diesem Hintergrund kritisch zu bewerten: 1. Verglichen mit dem Baukindergeld, für das der Bund über einen Zeitraum von gut drei Jahren fast 10 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt hat, nehmen sich die im neuen Programm „Wohneigentum für Familien“ (WEF) jährlich für einkommensschwächere Familien vorgesehenen 350 Millionen Euro sehr bescheiden aus. 2. Wohneigentumsbildung und Wohneigentumsförderung Wohneigentumsbildung: Weit unter den Möglichkeiten Quelle: SOEP, empirica/LBS Research Ersterwerber-Haushalte im Jahresdurchschnitt in . Ersterwerber-Haushalte in Prozent der - bis -Jährigen - , % - , % - , % - , % - , % - , % Wohneigentumsbildung: Million verhinderte Ersterwerber Quelle: SOEP, empirica/LBS Research Im Jahresdurchschnitt Zusätzliche (+) beziehungsweise verhinderte (–) Ersterwerber in . Gemessen an der Abweichung der Relation von Ersterwerber-Haushalten zu - bis -Jährigen gegenüber dem Referenzzeitrum bis Im Zeitraum insgesamt - - - - - - - - - - - -
RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=