6 JAHRESBERICHT 2021 I. Vermögensbildung und Bausparen Bis vor wenigen Monaten war es noch schwierig zu vermitteln, weshalb es auch in Zeiten extrem niedriger Zinsen sinnvoll ist, einen Bausparvertrag zu haben oder abzuschließen. Viele Menschen haben gar nicht mehr daran geglaubt, dass die Kapitalmarktzinsen in absehbarer Zeit wieder steigen können. Im Gefolge von Corona und beschleunigt durch Russlands Angriff auf die Ukraine ist die Zinswende nun schneller gekommen, als dies auch von Experten für möglich gehalten wurde. Drei Monate nach Kriegsbeginn hatten sich die Bauzinsen bereits auf über 3 Prozent verdreifacht. Plötzlich erklären sich die Vorteile des Bausparens wieder fast von selbst. Mithilfe eines Bausparvertrags kann das Kunststück gelingen, das heutige, im historischen Vergleich immer noch moderate Zinsniveau für die Zukunft zu konservieren. Bausparen sichert günstige Zinsen Das gilt natürlich für das klassische Bausparen: Heute in einen Bausparvertrag einzahlen, morgen nicht nur über Ersparnisse, sondern auch über ein zinsgünstiges Bauspardarlehen verfügen können. Aber auch für jene angehenden Wohneigentümer, die kurz vor dem Hausbau oder -kauf stehen, ist der Bausparzug noch nicht abgefahren. Nicht zuletzt die Stiftung Warentest verweist immer wieder darauf, dass sogenannte Bausparkombikredite eine gute Möglichkeit sind, sich sehr langfristig Zinssicherheit zu schaffen. Diese Finanzierungsmodelle verknüpfen einen Vorfinanzierungskredit, für den lediglich Zinsen anfallen, mit einem Bausparvertrag, über dessen Besparung in 10 oder 15 Jahren der Anspruch auf ein Bauspardarlehen entsteht. Mit diesem wird der Vorfinanzierungskredit abgelöst. So lassen sich die günstigen Zinsen von heute noch für eine über 20 oder 30 Jahre laufende Finanzierung nutzen. Doch die Zinssicherung ist nicht das einzige Argument, das für das Bausparen spricht. Warum es außerdem eine gute Idee ist: Bausparen macht Baufinanzierungen günstiger Wer ein Bausparguthaben und ein Bauspardarlehen in seine Baufinanzierung einbringen kann, benötigt weniger Geld von seiner Sparkasse oder Bank. Und dies hat einen großen Vorteil, den die Stiftung Warentest ebenfalls regelmäßig herausstellt: Immobilienkäufer bekommen das benötigte Bankdarlehen in der Regel günstiger, wenn sie einen Teil der Finanzierungssumme bereits über den Bausparvertrag abdecken können. Der einfache Grund dafür ist, dass das Risiko für die Bank geringer ist, je kleiner die Kreditsumme im Vergleich zum Immobilienwert ist. Zudem können Bauspardarlehen im Grundbuch oft nachrangig besichert werden – auch das macht sie aus Sicht anderer Kreditinstitute als Finanzierungsbaustein attraktiv und kann zu günstigeren Zinskonditionen beitragen. Bausparen bildet Eigenkapital Die Immobilienpreise kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung – sie sind gestiegen. Dadurch hat sich ein Problem besonders verschärft: Selbst wenn die Einkommen wegen der günstigen Zinskonditionen oftmals noch genügt hätten, um die Kreditraten zu stemmen, reichten die Ersparnisse oft nicht, um den nötigen Eigenkapitalanteil zu erbringen. Nach Berechnungen von empirica hatten bereits im Jahr 2018 gerade einmal 3 Prozent der Mieter im Alter zwischen 30 und 40 Jahren genug Eigenkapital, um sich eine Immobilie zum Preis von 450.000 Euro leisten zu können. Deshalb sind niedrige Zinsen auch kein Argument nicht zu sparen. Denn nur wer heute Geld auf die hohe Kante legt, hat in einigen Jahren wenigstens einen Grundstock an Eigenkapital. Bausparer sind früher amZiel Quelle: empirica/LBS Research Haushalte mit Bausparvertrag Haushalte ohne Bausparvertrag Bausparer Monatlicher Sparbetrag (in Euro) Wohneigentumserwerber (Anteile in Prozent) Erwerbsalter (Durchschnitt) 718 € sparen mehr werden häufiger Eigentümer sind jünger 39 Jahre 616 € 41 Jahre 60% 40%
RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=