9 II. Nachhaltigkeit II. Nachhaltigkeit Die Klimawende imWohneigentum – eine Herkulesaufgabe Hitze, Dürre, Waldbrände heute, Regenfluten und heftige Stürme morgen – auch Deutschland spürt den Klimawandel immer stärker. Deshalb sind sich Politik und Gesellschaft weitestgehend einig, dass alles Menschenmögliche zu tun ist, um die Entwicklung noch zu bremsen. Und das heißt CO2 sparen. Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Alle Sektoren, von der Landwirtschaft über die Industrie und den Verkehr bis hin zu den Gebäuden sollen sich Schritt für Schritt auf einem vorgegebenen Reduktionspfad diesem Ziel nähern. Im Jahr 2021 war der Gebäudesektor – neben dem Verkehr – besonders weit von seiner Vorgabe entfernt: Knapp 116 Millionen Tonnen Treibhausgas gemessen in CO2-Äquivalenten standen zu Buche, 113 Millionen Tonnen hätten es nur sein dürfen – und bis 2030 muss als erster Zwischenschritt eine Verminderung auf 67 Millionen Tonnen erreicht sein. Nach Angaben des Umweltbundesamts entfielen 2021 rund 15 Prozent der deutschen Treibhausgase auf den Gebäudebereich. Knapp drei Viertel dieser Emissionen sind privaten Haushalten zuzurechnen, die übrigen dem Gewerbe und Militär. Bezieht man jene Emissionen mit ein, die zwar durch den Verbrauch von Strom und Fernwärme in Gebäuden entstehen, aber in der Sektorenbetrachtung gemäß dem Klimaschutzgesetz der Energieerzeugung zugerechnet werden, geht sogar mehr als ein Drittel der Treibhausgase auf das Konto von Immobilien. Das Statistische Bundesamt weist in seiner umweltökonomischen Gesamtrechnung aus, wie sich die CO2-Emissionen beimWohnen verteilen (Grafik): Allein zwei Drittel des Kohlendioxids, das die Bundesbürger in ihren vier Wänden produzieren, entfallen auf das Heizen. Mit einem Anteil von 12 Prozent folgen an zweiter Stelle das warme Wasser und an dritter Stelle Elektronik und Elektrogeräte, die nicht zum Kochen, Waschen und Spülen benötigt werden. Wo die großen Einsparpotenziale liegen, ist damit klar. Wie dringend es geworden ist, sie zu heben, macht die Explosion des Gaspreises infolge der ausbleibenden Erdgas-Lieferungen aus Russland mehr als deutlich. Einfach wird es jedoch nicht, denn Mangel herrscht nicht nur an Gas, sondern es fehlt auch an Handwerkern und Material, um den energetischen Umbau zu bewältigen. Sanierung und Modernisierung des Gebäudebestands werden dadurch extrem teuer und es läuft auch schlicht die Zeit davon. Zu den guten Nachrichten in dieser Situation gehört es, dass die Energiewende im Gebäudesektor nicht an der grundsätzlichen Bereitschaft der privaten Wohneigentümer scheitern wird. Laut KfW-Energiewendebarometer sind die Bewohner von Eigenheimen weiterhin Vorreiter in Sachen Klimaschutz. 41 Prozent haben mindestens eine Technologie wie Solarthermie, Photovoltaik, Wärmepumpen oder auch ein Elektroauto im Einsatz. In Mehrfamilienhäusern ist der Klimaschutz demgegenüber weit weniger präsent: Nur gut jeder fünfte Wohnungseigentümer nutzt eine der abgefragten Technologien, unter den Mietern nicht einmal jeder Sechste. Aber immerhin: Es werden hier wie dort von Jahr zu Jahr mehr. Fast drei Viertel der Wohnungen in Deutschland, die mit erneuerbaren Energieträgern beheizt werden, werden von Die CO2-Emissionen des Wohnens Kohlendioxid-Emissionen privater Haushalte im Bereich Wohnen in Millionen Tonnen Quelle: Statistisches Bundesamt Direkte Emissionen: vor allem durch Verbrennung von Energieträgern zur Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser; indirekte Emissionen: vor allem durch Produktion von Strom und Fernwärme in Kraftwerken für private Haushalte 256 232 227 213 215 219 Direkte Emissionen Indirekte Emissionen 2000 2005 2010 2015 2018 2019 110 107 105 95 93 146 125 122 118 126 91 124 68 % Raumwärme Elektrogeräte, Elektronik 11 % Warmwasser 12 % Beleuchtung 2 % Kochen, Waschen 7 % 100% davon:
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