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Foto: © davis Fotolia.com / Fotomontage: Zeitungsverlag Aachen GmbH
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er große Stadtbrand 1656 hätte Aachen um ein Haar in den
Ruin getrieben. Doch ein pfiffiger Bäckerlehrling ließ sich
mit dem Teufel ein – und rettete so die Stadt. Als nach dem
Brand Hunger herrschte, erinnerten die Menschen sich an das alte
Lieblingsgebäck Karls des Großen, die Aachener Printen. Wie sollten
sie aber an das Rezept kommen, das der Kaiser mit ins Grab genom-
men hatte? Dafür bedurfte es teuflischer Hilfe. Der Beelzebub jedoch
verlangte als Gegenleistung den Schlüssel zur Schatzkammer.
Gesagt, getan. Schon in der nächsten Nacht übergab der in
seiner Totenruhe gestörte Karl dem Bäckerlehrling das Rezept. Und
die Not der Aachener hatte ein Ende. Als der Teufel seinen Lohn for-
derte, bot der Lehrling ihm listig von den frisch gebackenen heißen
Printen an. Gierig verschlang der
Düvel
sie mitsamt Backblech. Von
höllischen Schmerzen geplagt, musste er einmal mehr einsehen,
dass er der Klugheit der Aachener nicht gewachsen war…
Geheimrezept und Profi-Tipp
Bis heute ist die Aachener Printe ein Anlass zum Schmunzeln und
Genießen – nicht nur, aber vor allem im Advent. In vielen duftenden
Variationen stellen die hiesigen Bäcker sie her. Über 150 Jahre Tradi-
tion hat diese Handwerkskunst bei Nobis Printen. „Auf die Zusam-
menstellung kommt es an und natürlich auf den Sinn für das Über-
lieferte“, erklärt Bäckermeister Michael Nobis. Heute wie anno dazu-
mal gehen Mehl, Zuckersirup, Honig, Kandis und Pottasche mit Zimt,
Koriander, Kardamom, Piment, Nelken und anderen Gewürzen eine
feine Verbindung ein. Und obwohl sein Rezept natürlich streng
geheim ist, hat Michael Nobis allen B
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ACHEN
-Lesern eine Anlei-
tung für eigene Öcher Printen zur Verfügung gestellt (s. Rezept
rechts). Und noch ein Profi-Tipp: Warm und trocken gelagert, bleibt
die Printe knusprig und hart. In einer Dose mit einem halben Apfel
darin, aufgestellt an einem kühlen Ort, wird die Aachener Printe
schnell schön weich. So oder so teuflisch lecker!
GASTRO-TIPP
Fotos: Nobis Printen
Da steckt der Düvel drin
Warum Öcher Printen so legendär gut schmecken, verrät B
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Vorweihnachtlicher Favorit:
Aachener Printen
NOBIS PRINTEN EMPFIEHLT:
TOPF
GUCKER
Uralte Tradition
Der Begriff Printe ist dem
englischen „print“ und dem
niederländischen „prent“
verwandt. Er entstand vor
Jahrhunderten, weil der Teig
einst in kunstvoll geschnitzte
Holzmodeln gepresst wurde.
Zutaten für ein Blech:
400 ml Zuckerrübensirup, 30 ml Wasser, 85 g Farinzucker,
125 g Kandiszucker, 500 g Mehl, 15 g Orangeat, 1 g Natron,
Printengewürze (die Mischung besteht aus 50 g Anis, je 30 g
Koriander und Zimt, je 1 gestrichener TL Piment, Nelke,
Kardamom und Muskat, alles gemahlen), 5 g Pottasche.
Zubereitung:
Zuckerrübensirup mit 20 ml Wasser im Topf erhitzen. Topf
vom Herd nehmen und Farinzucker, Kandiszucker, Mehl,
Orangeat, Natron sowie die Printengewürze dazugeben und
verkneten. Die Pottasche fein zerstoßen und – im restlichen
Wasser aufgelöst – dem Teig beigeben. Alles gut durchkneten.
Teig mit dem Rollholz ca. 5 mm dick ausrollen, Formen aus-
stechen oder schneiden und auf ein gefettetes, mit Wasser
bespritztes Blech legen. Printen im vorgeheizten Backofen bei
180 °C etwa 18 Minuten backen.
Extra-Tipp: Printen vor dem Backen mit Mandeln, Nüssen
oder halbierten kandierten Kirschen veredeln. Alternativ nach
dem Auskühlen mit dunkler Schokolade (am besten 70 %
Kakaoanteil) oder einfachem
Zuckerguss glasieren.
Diesen und alle weiteren
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-Topfgucker
finden Sie auch unter
www.bad-aachen.net!i