Table of Contents Table of Contents
Previous Page  34 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 34 / 56 Next Page
Page Background

34

|

B

AD

A

ACHEN

03/16

KULTUR

Abdullah und Ciocoiu verbinden

Musik und Malerei

Von Sabine Mathieu

D

er Maler Emil Ciocoiu braucht zum Arbeiten Pinsel, Lein-

wand und Farbe, der Musiker Kazem Abdullah Taktstock,

Noten und ein gut aufgelegtes Orchester. Gemeinsam

wollen sie dem Aachener Publikum sinnliches Vergnügen bieten – für

Augen und Ohren. Der in den USA geborene Generalmusikdirektor

und der aus Rumänien stammende Künstler gestalten das fünfte

Sinfoniekonzert als besonderes Event. „Ich habe mich intensiv mit

der sinfonischen Dichtung

Mein Vaterland – Má Vlast

von Bed

ř

ich

Smetana beschäftigt. Dabei kam die Idee, die Musik in die Sprache

der Malerei zu übersetzen“, sagt Abdullah. „Ich schätze Ciocoiu und

seine Malerei, freue mich, ihn für das Projekt gewonnen zu haben.“

Der Farb-Künstler, dessen Technik sogar Dreidimensionalität her-

vorbringt, war sofort begeistert. „Der Zyklus besteht aus sechs Ton-

dichtungen, deshalb habe ich sechs Bilder geschaffen. Smetanas

Musik enthält einen historisch-lyrischen Schlüssel, das heißt, die

Bilder sind das Resultat meiner Forschung in Prag“, erklärt Ciocoiu.

„Die erste Dichtung erzählt die Geschichte

Vyšehrad

, einer Burg

auf einem Hügel bei Prag, die von den Hussiten im 15. Jahrhundert

erobert wurde. Die Pracht der Burg spiegelt sich im Wasser der

Moldau wider, was man in der Musik hören kann“, erklärt der Maler.

Töne in Farben gegossen

Das zweite Bild erzählt die Geschichte der berühmten

Moldau –

Vltava

. Kazem Abdullah zeigt sich tief beeindruckt, wie der Maler

alles

zusammenfließen

lässt: „Wir projizieren Ausschnitte aus den

Bildern zur Musik auf die Leinwand – bis sich zum Schluss das ganze

Motiv zeigt.“ Der dritte Teil, die Legende der

Šárka

, handelt vom

Sieg der Amazonen über die Ritter. „Die Amazone ist eine Licht-

gestalt, die den Ritter gefangen nimmt“, deutet Ciocoiu an.

Smetana schuf den 80-minütigen Zyklus zwischen 1874 und

1879, einer Zeit, in der die Tschechen keinen eigenen Nationalstaat

hatten. Gelb erstrahlt das Bild zum Part

Aus Böhmens Hain und Flur,

bevor der Komponist in den beiden letzten Stücken

Tábor

und

Blanik

zu den Hussiten zurückkehrt. „Ich sehe das als Symbol für die

Geschichte Tschechiens“,

beschreibt Abdullah. Das

letzte Bild zeigt den Berg

Blanik, dessen Wald die

kämpferischen Hussiten auf-

nimmt. „Ein echter Kriegs-

marsch erklingt in dieser

Musik“, findet der General-

musikdirektor. Tonmalerei

trifft auf reale Farben.

Dieses mehr als

nur

unter-

malte 5. Sinfoniekonzert ist

neu für und in Aachen. Also,

nicht verpassen!

ERLEBNIS FÜR ALLE SINNE

Das 5. Sinfoniekonzert bezieht sich auf Bed

ř

ich Smetanas Ton-

dichtung

Mein Vaterland

. Das Sinfonieorchester Aachen spielt sie

unter Leitung von Generalmusikdirektor Kazem Abdullah am

Sonntag, 20. März, um 18 Uhr, und am Montag, 21. März, um

20 Uhr. Jeweils 45 Minuten vorher beginnen die Einführungen,

die das Kooperationsprojekt mit dem Künstler Emil Ciocoiu,

dessen Bilder und die Komposition erläutern. Die Originalbilder,

die mit Unterstützung des Fördervereins

Accelerando

möglich

wurden, sind im Foyer des Eurogress zu sehen.

Telefon 02 41/47 84-244 ·

www.theateraachen.de

i

Künstler-Duo: Kazem Abdullah und Emil Ciocoiu im Atelier.

Fotos: Andreas Schmitter