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03/16
Medorma Bettenhaus GmbH
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© Andreas Steindl
KULTUR
Schmückende Stillleben
in Gold aufgewogen
Der niederländische Maler Balthasar van der Ast hat mit Farben festgehalten,
was im 17. Jahrhundert ein wahres Vermögen war: Blumen, Vasen, Schneckenhäuser.
Das Suermondt-Ludwig-Museum zeigt mehr als 40 seiner Werke.
S
chöner als die Wirklichkeit
heißt die Ausstellung mit Werken des
Malers Balthasar van der Ast im Suermondt-Ludwig-Museum.
„Die abgebildeten Arrangements sind fiktiv“, sagt Sarvenaz
Ayooghi, gemeinsam mit ihrer Kollegin Sylvia
Böhmer (Aachen) und Timo Trümper (Gotha)
Kuratorin der Ausstellung. „Es sind Blumen zu
sehen, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten
blühen.“ Solche Kunstgriffe nutzten Stillleben-
maler im 17./18. Jahrhundert, um die Schätze
ihrer Auftraggeber ins rechte Licht zu rücken.
Schließlich waren Blumenzwiebeln damals
ein gefragtes Handelsgut und wurden an den
niederländischen Küstenstädten mit Gold auf-
gewogen. „Eine bestimmte Sorte Tulpen kostete
damals bis zu 10 000 Gulden – so viel wie ein
Haus an der Gracht.“ Hinzu kamen Vasen aus
kostbarem chinesischen Porzellan oder seltene
Schneckenhäuser aus dem Pazifikraum.
Eines der wohl bekanntesten Werke, die
Tulpe
Sommerschön
, hat die Kuratorin durch einen
Aufruf aufspüren können. „Als einziges Motiv
zeigt es eine einzelne angeschnittene Tulpe in
einer Vase“, erklärt Ayooghi. Die abgebildete ungeheuer teure Blüte
würde also innerhalb kürzester Zeit welken: Das Bild fungiert auf
diese Weise als
Katalog des Reichtums
.
Oberflächenbeschaffenheiten, etwa von Früchten, seien ebenfalls
Schöner als die Wirklichkeit
gemalt worden. „Das liegt auch daran,
dass damals eine Hierarchie die Kunstszene bestimmte, an deren
Spitze Historienmalerei stand. Durch besondere
Details und Feinheiten versuchten Stillleben-
maler jedoch, sich mit anderen Genres auf eine
Stufe zu stellen“, weiß die 35-Jährige.
Mehr als 40 Arbeiten von Balthasar van der
Ast zeigt die Schau, darunter zwölf auf Papier.
Werke seines Lehrers Ambrosius Bosschaert und
seines Künstlerkollegen Roelant Savery sowie
Objekte des Kunsthandwerks, die auf den Gemäl-
den wiederzuentdecken sind, ergänzen diese.
„Wir vermitteln darüber hinaus spannende
Geschichten hinter den Bildern“, macht Ayooghi
Lust auf einen Besuch. Ein Media-Tisch mit
Touchscreens gehört dazu. Hier kann jeder
virtuell in die längst
verwelkte
Wirklichkeit von
Balthasar van der Ast eintauchen...
mow
Die Vernissage findet am Mittwoch, 9. März, um
17 Uhr statt. Danach ist die Ausstellung bis
Sonntag, 5. Juni, in Aachen (Zeiten s. S. 39) und ab 2. Juli im Herzog-
lichen Museum in Gotha zu sehen. Infos und Führungstermine unter
Telefon 02 41/47 98 00 und
www.suermondt-ludwig-museum.de.
Foto: Balthasar van der Ast (1625) - Johnny van Haeften Ltd., London