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ACHEN

05/16

KULTUR

Das Quäntchen Unterbewusstsein

in inneren Bildern

Nicht in Berlin oder Zürich, nein, gleich nebenan im Eupener ikob erleben Besucher,

warum Sammler den international angesehenen Künstler Eric Peters so schätzen.

Beim Atelierbesuch mit B

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ACHEN

-Redakteurin Maria Pakura spricht er über seine Technik.

N

atur- versus Geisteswissenschaft, Zahlen versus Farben und

Formen, Streuung und Unvorhersagbarkeit versus statische

Darstellung. Quantenphysik hat auf den ersten Blick mit

Kunst nicht viel gemeinsam. Aber allein schon die Phrase

auf den

ersten Blick

verliert im Schaffen von Eric Peters ihre Bedeutung. Eben-

so wie Grenzen zwischen Disziplinen. Tatsächlich ist die Quanten-

physik Ausgangspunkt der Stilrichtung und eigenen Technik, die der

international renommierte Aachener Künstler weiterentwickelt.

Er nennt sie

Q-bistische Superposition

, und die Initiale ist eine

Hommage an den Gedanken dahinter: das zu zeigen, was unter der

Oberfläche ist. Das Bild nicht allein auf das zu reduzieren, was ein

Spiegel als Reflexion zeigen würde – also ein

Ab-Bild

–, sondern

überlagernd auch das sichtbar zu machen, „was bei einem

halbdurchlässigen Spiegel dahinter gestreut zu sehen wäre“, wie der

63-Jährige erklärt. Themen wie diese bespricht der gebürtige

Stolberger gern mit seinem Sohn, der Physik studiert.

Unterbewusstsein ist ein weiterer Begriff, der im Kontext von Eric

Peters’ Arbeit Relevanz hat: „In der Psychologie gibt es das Bild des

Eisbergs“, erzählt der Künstler, während er vor einem seiner Groß-

formate steht, das einen Q-bistischen Eisberg in kühlem Blau und

sanften Pastellen zeigt. „Es illustriert, dass das, was wir bewusst

wahrnehmen, nur ein Bruchteil dessen ist, was in uns vorgeht und

uns beeinflusst. Wie bei einem Eisberg, dessen größter Teil unter der

Wasseroberfläche verschwindet.“ Der praktizierende Yogi will inne-

ren Bildern einen Weg bereiten, sie nicht vom Bewusstsein filtern

lassen. Darum ist ihm immens wichtig, offen zu sein für das, was zu

ihm kommt. Wie eine Schale, in die etwas hineinfällt und sie füllt.

Hyperkomplexität in Farbe gegossen

So ließe sich auch sein Schaffensprozess beschreiben. Im Gegen-

satz zu früheren Jahren beschäftigt er sich nicht mehr isoliert mit

einem Thema und einer Serie, sondern

arbeitet an verschiedenen parallel und

folgt auf Themen und Motive bezoge-

nen Eingebungen. „Das ist befreiend“,

sagt er, „und es geht viel mehr um das

Wie als um das Was.“

Auf dem Weg in sein Atelier gegen-

über der Hinterseite seines Hauses an

der Bismarckstraße durchquert er den

wildromantischen Garten mit Buddha-

Statue und Naturteich und wirft ein

Bällchen für seinen Cairn Terrier. In

dem riesigen Raum mit dem Ambiente

einer alten Fabrikhalle angekommen,

fällt der Blick auf besagten, noch

unvollendeten Eisberg vis-à-vis von

Darth Vader gleich neben Beuys-Por-

träts und dem zum Abtransport bereits

verpackten

Kaiserwalzer

. Dieses Ölbild,

das er – wie alle seine Werke – auf

selbst hergestelltem Untergrund aus

Schichtungen von Böschungsmatten

und Teer auf Canvas mit selbst

geschöpftem und mehrfach abgeschlif-

fenem Papier gemalt hat, steht auch im

Zentrum eines Buchprojekts mit Wolfgang Becker. Der ehemalige

Leiter des Ludwig Forums hat zur Q-bistischen Darstellung einer

Armee mit Bezug zum Ersten Weltkrieg Texte erarbeitet. Die Vorstel-

lung erfolgt im Spätsommer.

Auf die Frage, was ihn inspiriert, hat Eric Peters zwei Antworten:

„Manchmal sehe ich ein Foto, in der Zeitung etwa, und es erzeugt ein

inneres Bild, wie es aussehen könnte, wenn ich es teils transmittiert

und überlagernd darstelle. Manchmal taucht da aus meinem Inneren

aber auch ein Titel als Ausdruck einer Idee auf, den ich so lange im

Hinterkopf habe, bis ich auf ein Foto stoße, das seine Aussage darstel-

len kann.“ Auch hier wird klar, dass er gezielte Denk- und Findungs-

prozesse vermeidet, die Dinge lieber zu sich kommen lässt.

Atelier im Frankenberger Viertel: Eric Peters entspannt zwischen ikonischen Woody-Allen-Porträts.

Foto: A. Schmitter