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A

ACHEN

10/16

STADTHISTORIE

Königlich speisen,

wo einst Herzöge servierten

Zum 14. Mal findet diesen Monat das jährliche

Krönungsmahl

des Rathausvereins Aachen

im historischen Gebäude am Markt statt. Wo Monarchen ehedem inthronisiert wurden,

tragen Besucher jetzt bei Speis und Trank, Musik und Vortrag zum Erhalt des schönen Baus bei.

Von Sabine Mathieu

D

en Reigen glanzvoller Festveranstaltungen im Aachener Herbst

eröffnet ein gesellschaftliches Highlight: das

Krönungsmahl

.

Kulinarische Ereignisse wie dieses haben eine lange Tradition:

Am 7. August 936 wurde Otto I. mit seiner Gattin Edith zum Königs-

paar gesalbt und gekrönt. Das anschließende Festmahl in der

Pfalzaula Kaiser Karls des Großen ist das erste seiner Art in der

langen Zeit der Inthronisierungen von Monarchen in Aachen.

Albert Hyskens schreibt 1935 in der Zeitschrift des Aachener

Geschichtsvereins über die bis 936 „unbekannte Sitte des Krönungs-

mahls“. Das Besondere der Feier war „die Beteiligung aller deutschen

Stämme sowohl an der Thronerhebung wie an dem Krönungsmahl

und den Ehrendiensten“. So wurde vor 1080 Jahren eine neue Zeit

eingeläutet: Die Herzöge waren dem König beim Essen zu Diensten.

Diese Tradition sollte 600 Jahre anhalten. In Kaiser Karls alter Pfalz-

aula fand 1273 mit den Feierlichkeiten anlässlich der Krönung von

Rudolf von Habsburg das letzte Krönungsmahl statt. Friedrich

Schiller beschreibt den herzöglichen Service so: „Die Speisen trug der

Pfalzgraf des Rheins, es schenkte der Böhme des perlenden Weins.“

Spitzenmäßig speisen und spenden

Im heutigen Krönungssaal von 1349 lädt der Rathausverein seit

2003 wieder zum Festmahl, zur Erinnerung an die glanzvolle

Krönung von Karl V. am 23. Oktober 1520. Der Saal wird ver-

schwenderisch mit Blumen dekoriert und in Kerzenlicht getaucht.

Fast 300 Gäste speisen fürstlich und amüsieren sich dank Begleitpro-

gramm königlich. Die Besucher zahlen einen Beitrag für Getränke

und Speisen, mehr als

das Doppelte spendet

jeder im Durchschnitt

für den Verein, der das

Geld zur Restaurierung

des Gebäudes nutzt.

Oberbürgermeister

und Vereinsvorsitzender

Marcel Philipp betont:

„Das Rathaus, in dem

jetzt schon zum 14. Mal

gefeiert wird, übt auf

uns eine bleibende

Faszination aus: Ein Ort,

an dem einst Könige

und Kurfürsten zusam-

menkamen, ist nun ein

Abend mit Ambiente: Krönungssaal.

Erhaltenswert: Die ältesten Teile des Aachener Rathauses sind mittelalterlich.

Foto: www.medien.aachen.de/Guy_van_Grinsven/Studiopress-Maastricht-NL

Foto: Stadt Aachen/Andreas Herrmann