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ACHEN
01/17
MUNDART
Platt-Ass
mit Musik im Blut
Gerhard Dünnwald war jahrelang Leiter der Domsingschule und veränderte deren Gesicht
nachhaltig. Nun erhält er den renommierten Thouet-Preis für Förderung des hiesigen Dialekts.
Von Sabine Mathieu
E
s ist liebe Tradition, mit dem Dreikönigstag die Öcher Heämet-
sproech hochleben zu lassen. Seit 1985 gelingt es dem Verein
Thouet Mundartpreis der Stadt Aachen
immer wieder, einen würdigen
Repräsentanten des hiesigen Zungenschlags zu finden – diesmal
Gerhard Dünnwald. „Er war mehr als der Leiter der Domsingschule“,
sagt Ägid Lennartz, einst Domsingschüler, selbst Preisträger 2007,
seit 2016 Thouet-Vereinsvorsitzender. „Er hat das Öcher Platt auch
in die Domsingschule getragen, hat Veranstaltungen unterstützt
und Domführungen in unserer Muttersprache gehalten, die ihres-
gleichen suchen. Die Preisverleihung an ihn ist lange überfällig.“
Met sengende Kenk Gutes getan
Schon 1968 hat der damals 24-Jährige die Ausbildung des Nach-
wuchs-Chores an der renommierten Schule der Dommusik über-
nommen, 1996 wurde er ihr Leiter. Bis 2010 blieb er
seinen
Kindern
über die übliche Pensionsgrenze hinaus verbunden. Unter seiner Lei-
tung wurde die Schule zweizügig. Mutig ließ er einen Tabubruch zu:
Die seit 782 bestehende Lehranstalt für den ältesten Knaben- und
Männerchor Europas nimmt seit 2008 auch Mädchen auf. „Ich bin
froh“, sagt Dünnwald, „dass meine Nachfolgerin Irma Wüller meine
Arbeit so erfolgreich fortsetzt.“ In der Formation
Kenger vajjen Beverau
sind die nunmehr männlichen
und
weiblichen Domsingschüler im
Fastelovvend nicht nur sehr begehrt, sie sammeln auch fleißig für
den Verein
Nele und Hanns Bittmann
Geld für notleidende Kinder aus
der Region. Schon unter Dünnwalds Leitung meisterten die verschie-
denen Ensembles neben Auftritten im Hohen Dom auch welche in
Klöstern, Altenheimen oder Krankenhäusern.
Sonderpreis an die „wehrhafte Schmiedin“
Gerhard Dünnwald fühlt sich als
Spätberufener
unter den Preis-
trägern. „Viele
meiner Kinder
sind schließlich schon vor mir aus-
gezeichnet worden. Das macht mich als Lehrer sehr stolz.“ Einige
seiner ehemaligen Schüler sind bis heute dem Öcher Platt auf viel-
fältige Weise verbunden, allen voran die Mitglieder des Vokalensem-
bles
Capella a Capella
. Einer von ihnen, Vorjahres-
Thouetchen
Markus
Krings, führte den designierten Preisträger auf den Leim. „Ich dachte
mir nichts Böses“, sagt Dünnwald, „als Markus Krings mich wegen
eines Vortrags in den Weißen Saal ins Rathaus lockte. Gerne erklärte
ich den dortigen Gästen die Räumlichkeit op Platt.“ Erst danach
erfuhr er, dass das ganze Brimborium seine Ernennung zum neuen
Preisträger
verschleiert
hatte.
Neben Gerhard Dünnwald wird Caroline
Reinartz (Foto), die
wehrhafte Schmiedin
von
Aachen, geehrt. Sie erhält die Drei-
königskette, die zuletzt 2014 an Hubert
Herpers, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse
Aachen, ging. Ägid Lennartz lobt sie als
„eine Frau, die sich immer und überall
einmischt, wenn es um das Wohl
ihrer
Stadt und deren Bürger geht. Sie macht
sich dadurch nicht immer beliebt.“
Freut sich über die Ehre: Gerhard Dünnwald (M.) mit Marcel Philipp (r.) und Ägid Lennartz (l.).
Foto: Privat