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ACHEN
08/17
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roße Ferien bringen große Flauten. Die Stadt ruht still. Und der
Arbeitsmarkt? Ulrich Käser ist seit Beginn des Jahres in Aachen,
leitet seit März die Agentur für Arbeit Aachen-Düren, und er weiß:
„Ferien reduzieren die Dynamik. Einstellungen werden auf die Zeit
danach verschoben. Zahlreiche Ausbildungen enden. Die jungen
Menschen gehen aber als gelernte Fachkräfte meist sehr kurzfristig
wieder in Beschäftigung.“ Aufschwung also in Sicht? Dem stimmt
Käser zu – mit Einschränkungen: „Die Nachfrage nach Arbeitskräften
ist hoch. Jedoch sind gut 80 Prozent der gemeldeten Stellen für qua-
lifizierte Fachkräfte. Demgegenüber verfügen mehr als 50 Prozent
der arbeitslosen Menschen über keine oder nur geringe Qualifika-
tionen.“ Chancen ja – RWTH-Campus und Elektromobilität sieht
Käser weit vorne –, doch sie seien eben unterschiedlich verteilt.
Für Käser ein Ansporn. Mit Herausforderungen hat der 57-Jährige
viel Erfahrung: Den Strukturwandel hat er vom Saarland bis ins Ruhr-
gebiet aktiv erlebt – und gestaltet. Qualifizierung und Mobilität sind
für ihn die Schlüssel zum Erfolg. Auch intern: „Wir müssen uns als
Arbeitsmarktdienstleister ständig verbessern und flexibel auf die sich
verändernden Marktgegebenheiten einstellen. Das ist keine Selbst-
verständlichkeit. Deshalb ist die wesentliche Führungsaufgabe für
mich, mein Team immer wieder zu motivieren, diese Prozesse mit-
zugehen“, sagt der Chef von 950 Mitarbeitern an zehn Standorten.
Deren Kunden sind 40 100 Menschen aus der Gesamtbevölkerung,
die Ende Juni in der Region arbeitslos gemeldet waren (entspricht
7,0 Prozent). „Meine Kollegen sind sehr engagiert. Besonders
gefallen mir die freundliche Arbeitsweise und die ausgeprägte
Dienstleistungsorientierung“, zieht Ulrich Käser ein erstes Fazit.
Und das fällt nicht nur beruflich bestens aus: Die Entscheidung
für seinen Wunschort Aachen sei genau die richtige gewesen. In der
Region und im neuen Altbau-Zuhause im Frankenberger Viertel
fühlen seine Frau und er sich „pudelwohl“. Bleibt nur eine Frage
offen: Was wäre der Traumberuf eines Arbeitsagenturleiters? „Gitar-
renbauer“, folgt die Antwort spontan. Großartig, Herr Käser!
cf
Sommer in Aachen: Wo ist Ihr sonniger Lieblingsplatz?
Das ist nicht ganz einfach: Es gibt so viele schöne Plätze in der Stadt.
Sehr gerne bin ich in einem der netten Cafés rund um das Rathaus.
Wie fällt Ihre erste Bilanz zur Stadt nach gut sechs Monaten aus?
Ich habe schon in sehr vielen Städten gewohnt, doch in Aachen
gefällt es mir besonders gut. Die Stadt und das Umland bieten alles,
was man sich als kulturell interessierter Mensch wünscht. Besonders
freut es mich, als bekennender Europäer wieder in einer Grenzregion
zu leben. Auch Heinsberg und Düren haben ihre besonderen Reize.
Was ist die größte Herausforderung, die Sie beruflich sehen?
Zum einen ist dies die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit und
aktuell die Integration der geflüchteten Menschen. Weitere zentrale
Herausforderungen sind die Versorgung der Region mit Fachkräften
und den Wandel der Arbeitswelt (Stichwort 4.0) aktiv zu gestalten.
Und was sind Chancen, die der Bezirk Arbeitsuchenden bietet?
Die Vielfalt unserer Betriebe und die zahlreichen innovativen Unter-
nehmen, die wir im Agentur-Bezirk Aachen-Düren haben. Wer sich
heute gut qualifiziert und auch eine gewisse räumliche Mobilität
mitbringt, dem gehört die Zukunft. Vor allem der immer stärker
werdende Dienstleistungssektor bietet viele Chancen.
Wo sehen Sie… den Arbeitsmarkt in zehn Jahren?
Digitalisierung und Innovationen werden noch stärker gut qualifi-
zierte Arbeitskräfte fordern. Dazu muss die Lern- und Veränderungs-
bereitschaft zunehmen. Auch Arbeitgeber müssen die Qualifizierung
ihrer Mitarbeiter verstärken und moderne Arbeitsformen bieten.
Und wo sehen Sie sich dann selbst?
Schon einige Zeit im (Un-)Ruhestand und hoffentlich gesund das
Leben in und um Aachen genießend.
VORGESTELLT
Foto: Arbeitsagentur Aachen
FRAGE
BOGEN
Geburtsdatum: 8. Juni 1960
Geburtsort: Stuttgart-
Bad Cannstatt
Familienstand: verheiratet
Beruf: Diplom-Kaufmann
Hobbys: Musik (hören und
aktiv Gitarre spielen), mein
Oldtimer Volvo Amazon,
Baujahr 1966
Ulrich Käser
Grenzregion als Anreiz
Aachen bietet Chancen – das sieht der Arbeitsagentur-Chef beruflich wie privat so