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ACHEN
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KULTUR
widmet sich vielschichtig und klug innerfamiliären Beziehungen,
vor allem aber einem Volk, das ausgegrenzt ist, was einen Bogen zu
vielen Problemen unserer Gesellschaft in der Gegenwart spannt.“
Spartenübergreifende Arbeit
Ewa Teilmans führt bei der Aachener Inszenierung des 1964 am
New Yorker Broadway uraufgeführten Jerry-Bock-Zweiakters Regie.
„Im Zentrum steht der Milchmann Tevje, der mit seiner Frau Golde
und fünf Töchtern in seiner jüdischen Community in dem fiktiven
Ort Anatevka in großer Armut – aber mit viel Esprit und Humor
gesegnet – lebt. Mitten unter russischen Christen, was bis zu einem
willkürlichen Erlass des Zaren nicht zu Problemen geführt hatte“, fasst
Teilmans zusammen. Es gehe um „kulturelle Identität, um die
Tradi-
tion
von Verfolgung und Rassismus im Genre einer Tragikomödie“,
unterstreicht sie, dass Tiefe und hoher Unterhaltungswert sich nicht
ausschließen. „Diese Thematik und die spartenübergreifende Arbeit
mit Chören, Sängern, Schauspielern und Tänzern ist unser Anliegen.
Und wenn man an die
West Side Story
mit 50 ausverkauften Vorstel-
lungen denkt, ist das Publikum davon begeistert.“
„Der ganze Stoff ist ein Highlight!“, ist Ewa Teilmans überzeugt.
„Großartige Tanznummern wie der
Bottle Dance
auf der Hochzeit
von Tevjes Tochter Zeitel treffen auf berühmte Songs wie
If I were a
rich man (Wenn ich einmal reich wär’)
.“ Das mache das Stück selbst
für Zuschauer sehenswert, die sonst Musiktheater skeptisch gegen-
überstehen. Mehr noch: „Der fulminante Haus- und Extra-Chor des
Theaters, intelligenter Witz, hintergründiger Humor und eine span-
nende Geschichte, die in allen Facetten aktueller nicht sein könnte.“
Frische Perspektiven
Wie genau die Inszenierung aussieht, will die Regisseurin vorab
nicht verraten. Nur, dass sie mit allen Beteiligten eng zusammen-
arbeitet, um Auge, Ohr und Herz einiges zu bieten: „Das Publikum
kann sich identifizieren, wenn es
wahrhaftig
zugeht auf der Bühne.
Sowohl dem Bühnen- und Kostümbildner Andreas Becker als auch
dem Choreografen Hakan T. Aslan und mir ist es ein Anliegen, diese
Qualität auch in der Bühnen-, Kostüm- und Tanz-Ästhetik umzu-
setzen.“ Die musikalische Leitung obliegt dem 30-jährigen Ersten
Kapellmeister Justus Thorau, wodurch auch die Musik von einer
jungen, unverbrauchten Perspektive profitiert: Das Publikum darf
auf die Aachener Umsetzung dieses Klassikers gespannt sein!
Wer nach dem Auftakt noch mehr Musik wünscht, notiert sich
den Donnerstag, 22. September. Dann nämlich besucht das
Sinfonieorchester im Zeichen von
Future Lab
und
Wissenschaftsjahr
die RWTH und konzertiert am Institut für Kraftfahrzeuge (Steinbach-
str. 7). Es erklingen so ungewöhnliche wie zum Ort passende Werke
wie
Used Car Salesman
von Michael Daugherty und
Gran Turismo
von Andrew Norman – und machen noch mehr Lust auf die Spielzeit.
Wissenschaftsstadt
Programm
2/2016
www.vhs-aachen.deSemesterbeginn: Mitte September 2016
ERSTE PREMIEREN DER SPIELZEIT
• Sonntag, 18. September, 18 Uhr, Bühne:
Fiddler on the Roof
(Musical von Jerry Bock)
• Donnerstag, 22. September, 20 Uhr, Mörgens:
Die Känguru-
Chroniken
(nach der Textsammlung des Liedermachers und
Kabarettisten Marc-Uwe Kling; Premiere ausverkauft)
• Freitag, 23. September, 19/21 Uhr, Kammer:
Die Wand
(nach
dem Roman von Marlen Haushofer)
Telefon 02 41/47 84-244 ·
www.theateraachen.dei