

32
|
B
AD
A
ACHEN
09/17
Alexianergraben 40-44 · 52062 Aachen
Tel.: 0241 515 9880 ·
www.woy24.deRaumplanung
Werkstätten
Designmöbel
woy24.deSESSEL ARVA
ab 1.185,- EUR
KULTUR
Frühbarocke
Sinnlichkeit
Kaiser Nero verfällt Poppea, will die schönste Frau Roms zur Frau nehmen – und zur Kaiserin krönen:
Mit dieser Geschichte startet das Theater Aachen in eine turbulente und visionäre Spielzeit.
28
verschiedene Inszenierungen, darunter vier Uraufführungen
und eigene
Babys
: Schon allein die Quantität im neuen Pro-
gramm des Theaters Aachen verspricht Abwechslung. Hinzu gesellen
sich ein ebenso praller Konzert-
kalender des Sinfonieorchesters
sowie Sonderveranstaltungen.
Zahlen verblassen jedoch neben
der weitaus relevanteren Qua-
lität: „Wir haben auf eine große
Überschrift verzichtet, behalten
verschiedene Tendenzen mit
Brisanz im Blick, reagieren wie
etabliert auch auf Zeitgesche-
hen“, unterstreicht Intendant
Michael Schmitz-Aufterbeck, wie
ernst er die gesellschaftskritische
Aufgabe von Kultur nimmt.
Unterhaltsam soll das Pro-
gramm natürlich sein, dabei
aber auch reichlich Diskussionsstoff bieten. „Beim Schauspiel etwa
lassen sich drei Gleise identifizieren“, konkretisiert Chefdramaturgin
Inge Zeppenfeld: „Zeitaktuelles unter dem Motto
Zukunft 4.0
,
Geschichte(n) von Menschenschicksalen sowie die Frage nach Selbst-
findung und -verwirklichung.“
Dass Antworten sich durchaus in der Vergangenheit finden lassen
und manche Inhalte zeitlos transferierbar sind, beweist die große
Auftakt-Oper. „Noch nie zuvor sind wir mit einem Werk aus dem 17.
Jahrhundert in die Spielzeit eingestiegen“, sagt Schmitz-Aufterbeck
über
L’incoronazione di Poppea (Die Krönung der Poppea)
von Claudio
Monteverdi, dessen 450. Geburtstag ins Jahr 2017 fällt: „Sie besticht
durch ihre einzigartige Mischung aus innovativer Kraft und früh-
barocker Sinnlichkeit.“ Der kommissarische Generalmusikdirektor
Justus Thorau freut sich auf die „wegweisendste und fortschrittlichste
Oper ihrer Zeit“. Denn: „Monteverdis Verwendung der Musik in Ver-
bindung mit der Sprache weist
einen großen Meilenstein auf,
spricht mit seinen Klangwelten
auch heutige Ohren an.
Klang-
welten
deswegen, weil das
Instrumentarium vor allem aus
einer sehr großen Continuo-
gruppe besteht.“ Die Charaktere
seien modern, die Geschichte
ließe sich in ein heutiges politi-
sches Machtspiel in jedem Land
verwandeln. „Unser Ansatz ist
davon losgelöst und nimmt als
zentralen Punkt die Kraft der
Liebe als alles Entscheidende“,
macht er neugierig.
Zwei Kinderstücke und populäre Alleskönner
Auf die drei weiteren Premieren allein in diesem Monat (s. Kasten),
von denen zwei in populären Romanen wurzeln, folgen zahlreiche
weitere Perlen. Eine übergreifende Linie im Musiktheater ließe sich
mit
Frauenpower
zusammenfassen, obschon letztendlich alle Titel-
heldinnen bis auf
Poppea
tragisch enden: „
Katja Kabanowa
beispiels-
weise wird erdrückt von der dörflichen Enge und der Eifersucht ihrer
Schwiegermutter und geht ins Wasser. Violetta Valery in
La Traviata
zerbricht an ihrer Wehrlosigkeit gegenüber einer verlogenen
Männermoral. Blanche in
Gespräche der Karmelitinnen
, die sich aus
Strahlende Spielstätte: Das Theater Aachen lädt wieder ein.
Foto: Jörg Hempel