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KULTUR

Frühbarocke

Sinnlichkeit

Kaiser Nero verfällt Poppea, will die schönste Frau Roms zur Frau nehmen – und zur Kaiserin krönen:

Mit dieser Geschichte startet das Theater Aachen in eine turbulente und visionäre Spielzeit.

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verschiedene Inszenierungen, darunter vier Uraufführungen

und eigene

Babys

: Schon allein die Quantität im neuen Pro-

gramm des Theaters Aachen verspricht Abwechslung. Hinzu gesellen

sich ein ebenso praller Konzert-

kalender des Sinfonieorchesters

sowie Sonderveranstaltungen.

Zahlen verblassen jedoch neben

der weitaus relevanteren Qua-

lität: „Wir haben auf eine große

Überschrift verzichtet, behalten

verschiedene Tendenzen mit

Brisanz im Blick, reagieren wie

etabliert auch auf Zeitgesche-

hen“, unterstreicht Intendant

Michael Schmitz-Aufterbeck, wie

ernst er die gesellschaftskritische

Aufgabe von Kultur nimmt.

Unterhaltsam soll das Pro-

gramm natürlich sein, dabei

aber auch reichlich Diskussionsstoff bieten. „Beim Schauspiel etwa

lassen sich drei Gleise identifizieren“, konkretisiert Chefdramaturgin

Inge Zeppenfeld: „Zeitaktuelles unter dem Motto

Zukunft 4.0

,

Geschichte(n) von Menschenschicksalen sowie die Frage nach Selbst-

findung und -verwirklichung.“

Dass Antworten sich durchaus in der Vergangenheit finden lassen

und manche Inhalte zeitlos transferierbar sind, beweist die große

Auftakt-Oper. „Noch nie zuvor sind wir mit einem Werk aus dem 17.

Jahrhundert in die Spielzeit eingestiegen“, sagt Schmitz-Aufterbeck

über

L’incoronazione di Poppea (Die Krönung der Poppea)

von Claudio

Monteverdi, dessen 450. Geburtstag ins Jahr 2017 fällt: „Sie besticht

durch ihre einzigartige Mischung aus innovativer Kraft und früh-

barocker Sinnlichkeit.“ Der kommissarische Generalmusikdirektor

Justus Thorau freut sich auf die „wegweisendste und fortschrittlichste

Oper ihrer Zeit“. Denn: „Monteverdis Verwendung der Musik in Ver-

bindung mit der Sprache weist

einen großen Meilenstein auf,

spricht mit seinen Klangwelten

auch heutige Ohren an.

Klang-

welten

deswegen, weil das

Instrumentarium vor allem aus

einer sehr großen Continuo-

gruppe besteht.“ Die Charaktere

seien modern, die Geschichte

ließe sich in ein heutiges politi-

sches Machtspiel in jedem Land

verwandeln. „Unser Ansatz ist

davon losgelöst und nimmt als

zentralen Punkt die Kraft der

Liebe als alles Entscheidende“,

macht er neugierig.

Zwei Kinderstücke und populäre Alleskönner

Auf die drei weiteren Premieren allein in diesem Monat (s. Kasten),

von denen zwei in populären Romanen wurzeln, folgen zahlreiche

weitere Perlen. Eine übergreifende Linie im Musiktheater ließe sich

mit

Frauenpower

zusammenfassen, obschon letztendlich alle Titel-

heldinnen bis auf

Poppea

tragisch enden: „

Katja Kabanowa

beispiels-

weise wird erdrückt von der dörflichen Enge und der Eifersucht ihrer

Schwiegermutter und geht ins Wasser. Violetta Valery in

La Traviata

zerbricht an ihrer Wehrlosigkeit gegenüber einer verlogenen

Männermoral. Blanche in

Gespräche der Karmelitinnen

, die sich aus

Strahlende Spielstätte: Das Theater Aachen lädt wieder ein.

Foto: Jörg Hempel