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bsolut ja!“ Nicole Tomys lässt keinen Zweifel daran, dass die
Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg eines ihrer
Herzensanliegen ist. „Ich finde es hervorragend, dass die Hand-
werkskammer sich vor über 30 Jahren zu einem dreijährigen praxis-
orientierten Designstudium für Handwerker entschieden hat. Die
Akademie versteht sich in der Tradition des Bauhauses, der Werk-
kunst- und Kunstgewerbeschulen“, sagt die stellvertretende Haupt-
geschäftsführerin der Handwerkskammer Aachen.
16 Jahre ist sie hier tätig, bleibt dennoch als Frau eine „Exotin“.
Von 106 Spitzenpositionen in 53 deutschen Kammern seien nur fünf
von Frauen besetzt. Doch der Anteil wächst und das freut Nicole
Tomys. Aus Erfahrung weiß sie, „dass Männer oft anders als Frauen
führen und kommunizieren“. Das hilft ihr bei den Entscheidungsfin-
dungen in den Gremien – mehr als der sprichwörtliche Ellenbogen.
Ohnehin setzt die 50-Jährige lieber auf Kompetenz und Akzeptanz.
Die hat sie sich im Kammerbezirk mit 16 500 Betrieben längst
erarbeitet. 87 000 Menschen setzen hier jährlich 7,6 Milliarden Euro
um. Der Wirtschaftszweig habe große Veränderungen durchlebt, so
Tomys. „Eine Zäsur hat die Handwerksnovelle 2004 gebracht. Nur
41 von 94 Handwerken unterliegen seither noch der Meisterpflicht“,
blickt sie kritisch auf gestiegene Betriebszahlen bei geringeren
Qualifikationen sowie Ausbildungsraten. Mit diesen und anderen
Veränderungen, von Digitalisierung bis Fachkräfteknappheit,
müssten sich die Betriebe auseinandersetzen und die beste hand-
werkliche und unternehmerische Antwort finden.
Erfolgreich beschritten hat diesen Weg bereits der
Europamarkt
Kunsthandwerk und Design
: „Wir haben den Markt hin zu mehr zeit-
genössischem Design entwickelt.“ Auch Akademie-Absolventen
präsentieren sich hier. „Ihnen fällt es leicht, unsere Auswahlkriterien
zu erfüllen“, weiß Nicole Tomys. Ja, absolut beste Voraussetzungen
also für die Zukunft des (kreativen) Handwerks in der Region.
cf
Mehr zum Europamarkt auf S. 6/7.
Europamarkt
in Aachen: Welcher Stand zieht Sie als Erstes an?
Der Infostand der Handwerkskammer. Dort treffe ich das Kollegin-
nen-Team, das den Markt managt, erfahre das Neueste, und erst
danach schaue ich mir alle Stände an.
Treffen Sie auf dem Markt auch Absolventen der Akademie für
Handwerksdesign Gut Rosenberg wieder?
Selbstverständlich. Der
Europamarkt
ist eine sehr gute Präsentations-
und Verkaufsplattform für sie, sofern sie diesen Vertriebsweg wählen.
Wie wichtig ist Kunsthandwerk generell für den Wirtschaftszweig?
Der Anteil kultur- und kreativwirtschaftlicher Betriebe am Gesamt-
handwerk liegt bei 7 Prozent, 4,5 Prozent aller tätigen Personen
arbeiten dort, erwirtschaften 4,1 Prozent des Umsatzes. Trotzdem
sind Kunsthandwerk und Handwerksdesign wichtige Impulsgeber
der Alltagskultur – und werden deshalb auch gern abgekupfert.
Welchen Handwerksberuf hätten Sie selbst gerne ausgeübt?
Tischlerin oder Schneiderin. Zu letzterem Beruf hat mir meine
Mutter als gelernte Schneiderin einiges mit auf den Weg gegeben.
Wo sehen Sie das deutsche Handwerk in zehn Jahren?
Weniger Betriebe, aber mit durchschnittlich mehr Beschäftigten, mit
steigender Eigenkapitalquote sowie Umsätzen aufgrund positiver
wirtschaftlicher Aussichten. Die Qualitätsansprüche werden in den
meisterpflichtigen Gewerken weiter steigen. Die Bau- und Ausbau-
handwerke, die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und das
Kfz-Handwerk werden für die Energie- und Mobilitätswende in
Deutschland von großer Bedeutung sein.
… und sich selbst?
Wieder startbereit für den dann
51. Europamarkt Kunsthandwerk und
Design
der Handwerkskammer Aachen.
VORGESTELLT
Foto: HWK Aachen
FRAGE
BOGEN
Geburtsdatum: 15. 11. 1966
Geburtsort: Aachen
Familienstand: ledig
Beruf: Wirtschaftsgeografin
Hobbys: Lesen, Reisen, Wal-
ken, Fotografieren, Kochen
Nicole Tomys
Kreativ fürs Handwerk
Als Frau in der Männerdomäne gestaltet sie die Zukunft des Wirtschaftszweiges mit
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